empfohlene-wirtschaftsbuecher: Herr Henkel, seit Sie Ihr Buch „Rettet unser Geld!“ geschrieben haben, ist eine Menge geschehen. Inzwischen schlägt auch die Bundeskanzlerin einen härteren Ton gegenüber den EU-Schuldenstaaten an. Wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung?
Hans-Olaf Henkel: Ich halte den härteren Ton von Frau Merkel für ein Ablenkungsmanöver. Es soll die Aufmerksamkeit von der Tatsache ablenken, dass die Bundesregierung inzwischen fast alle die Positionen geräumt hat, die einmal die Stabilität des Euro nach dem Vorbild der D-Mark sichern sollten. Am schlimmsten war die Aufgabe der „no-bail-out-Klausel“, die sicherstellen sollte, dass Länder, die durch eigenen Schlendrian in finanzielle Schwierigkeit geraten sind, nicht von anderen geholfen werden.
empfohlene-wirtschaftsbuecher: Sie haben in Ihrem Buch die Bildung von zwei Euro-Zonen, mit einem starken Nord-Euro unter Führung Deutschlands und einem schwächeren Süd-Euro unter Führung Frankreichs vorgeschlagen. Stehen Sie mit diesem Vorschlag alleine oder gibt es Anzeichen dafür, dass Politiker in Deutschland oder anderen europäischen Ländern diesen Vorschlag aufgreifen könnten?
Henkel: In Ländern wie Holland und Finnland schon, bei uns auch, aber nur „unter vier Augen“. Allein die Dikussion über das Abrücken vom Einheitseuro ist bei uns zu einem Tabu erklärt worden. Allerdings, die meisten Wirtschaftswissenschaftler und Wirtschaftsredaktionen sind bei der Diagnose und der Prognose schon meiner Meinung, noch nicht bei der Therapie.
empfohlene-wirtschaftsbuecher: Sie sind in der deutschen Wirtschaft sehr gut vernetzt. Wie hat man dort Ihr Buch und Ihre Wandlung vom Euro-Befürworter zum Euro-Kritiker aufgenommen? Die meisten Unternehmer und Manager sind ja, so wie Sie es früher auch waren, dezidierte Anhänger des Euro.
Henkel: Ich habe ja immer wieder betont, dass ich mal für den Euro gekämpft habe, das inzwischen aber für eine enorme Fehlleistung halte. Bei uns darf man eher einen großen Fehler begehen als ihn zuzugeben.
empfohlene-wirtschaftsbuecher: Sie befürchten, dass das gegenwärtige Euro-System so nicht aufrechtzuerhalten ist. Viele, insbesondere vermögende Menschen, haben inzwischen Angst vor einer Inflation oder gar einer Währungsreform. Haben Sie nach Reaktionen, die Sie zu Ihrem Buch erhalten haben, auch diesen Eindruck? Und wie sollte sich Ihrer Meinung nach ein Anleger bzw. Sparer angesichts der drohenden Verwerfungen des Finanzsystems verhalten?
Henkel: Ich teile die Befürchtung. Eine steigende Inflation steht vor der Haustür, auch wegen des Einheitseuros, der ja eine Aufwertung eines „Nordeuros“ und damit sinkende Importpreise verhindert. Mein Rat: Verschulden und eine gute Immobilie kaufen.
Die Besprechung zum Buch finden Sie hier: