Warren Buffett ist als Investor in die Geschichte eingegangen. Sein Erfolg basiert aber nicht allein auf seinen Fähigkeiten als Investor, sondern in besonderem Maße auf seinen persönlichen Strategien und ethischen Prinzipien. Seine ehemalige Schwiegertochter Mary Buffett und David Clark, der die Familie Buffett seit über 30 Jahren kennt und schätzt, präsentieren in diesem Buch Warren Buffetts Management-Kompass, nach dem der größte Investor aller Zeiten lebt und handelt. Dem Buchtitel ist ein kurzes, aber prägnantes Kapitel gewidmet, mit dem verdeutlicht wird: Ehrlichkeit ist die wichtigste aller Eigenschaften eines Managers. Warren Buffett glaubt, dass Führungskräfte oder auch Mitarbeiter mehr aus ihren Fehlern lernen, wenn sie diese Fehler anderen gegenüber offen einräumen. So resümieren Buffett und Clark: „In der Welt des Geschäfts ist ein von Grund auf ehrlicher Manager an sich schon Gold wert.“ (S.78).
Insbesondere für Führungskräfte ist der Abschnitt „Die Belegschaft motivieren“ sehr hilfreich und gespickt mit sinnvollen Anregungen. Die Manager seiner zahlreichen Unternehmen zu Höchstleistungen anzuspornen ist sicherlich einer seiner Schlüssel zum Erfolg als Investor. Buffett ist ein Meister darin, seine Führungskräfte zu inspirieren und zu beeinflussen. Einer seiner Tipps: „Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeiter ein hohes Ansehen genießen, dem sie verpflichtet sind, und spenden Sie ihnen bei jeder Gelegenheit Lob.“ (S.101). Ergänzend zu diesem Tipp liefert das Buch eine anschauliche Anekdote. Der Rockstar Bono hatte Warren Buffett gefragt, wie er die Amerikaner am besten motivieren könne, ihm bei der Armutsbekämpfung in Afrika zu helfen. Buffetts Ratschlag: „Appellieren Sie nicht an das Gewissen Amerikas. Appellieren Sie an Amerikas Selbstbewusstsein und Sie erreichen Ihr Ziel.“ (S.103). Schuld zu instrumentalisieren ist kontraproduktiv. Sehr viel zielführender ist es, an die positiven Eigenschaften einer Person zu appellieren und so zu motivieren.
Im letzten Abschnitt werden Fallgruben, Herausforderungen und Lehrstücke für Manager beschrieben und welche Lösungen es gibt. Buffett warnt unter anderem vor der Gefahr der Ja-Sager: „Eins steht fest: Wenn ein CEO sich für eine bestimmte Übernahme stark macht, egal wie unsinnig sie ist, werden seine internen Mitarbeiter und externen Berater schon mit den nötigen Argumenten aufwarten, um seine Einstellung zu rechtfertigen. Dass dem Kaiser gesagt wird, er sei nackt, das gibt es nur im Märchen.“ (S.147). Warren Buffett versucht sich mit möglichst wenigen Menschen zu umgeben, um dieses Problem von vornherein im Keim zu ersticken. Eine Teamentscheidung ist für Buffett ein Blick in den Spiegel. Rat sucht er nur von Charlie Munger, der lieber nein sagt, bevor er zu früh zustimmt. Genau deshalb schätzt ihn Buffett ungemein.
Das Buch aus dem ambition verlag – ein Verlag für Management- und Wirtschaftsliteratur sowie Erfolgsbücher und Finanzratgeber – besticht durch seine einfache Sprache. Es kommt ohne Fachjargon aus und veranschaulicht die einzelnen Strategien, Tipps und Prinzipien mit vielen Beispielen und Anekdoten. Das Buch ist nicht nur für Führungskräfte geeignet, sondern ist auch für den „normalen“ Angestellten eine aufschlussreiche Lektüre. So beschreibt ein Kapitel beispielsweise drei Schnelltests, mit denen der beste Arbeitgeber gefunden werden kann. Obwohl das Buch als Management-Kompass angelegt ist, trägt es nicht nur beruflich, sondern auch privat dazu bei, einen Sprung nach vorne zu machen.