Es wäre falsch, Dani Rodrik als radikalen Globalisierungskritiker zu bezeichnen, er betont neben kritischen Punkten ebenso die Vorteile der Globalisierung. Er ist jedoch der Auffassung, dass die bislang vorherrschende, von ihm als „neoliberal“ bezeichnete Globalisierungslehre die jüngsten Krisen überhaupt erst hervorgerufen habe. Er spricht von einem politischen Trilemma, das die Weltökonomie bestimme. Demnach seien nationale Demokratie und „tiefe Globalisierung“ nicht miteinander vereinbar. „Die politische Demokratie wirft einen langen Schatten auf die Finanzmärkte und beraubt jede nationale Regierung der Möglichkeit, ihr Land tief in die Weltwirtschaft zu integrieren“ (S. 245). Diese Lektion hätten beispielsweise Argentinien in den 1990er Jahren und Großbritannien bereits 1931 lernen müssen. Großbritannien etwa musste sich damals vom Goldstandard verabschieden. Die Beispiele sind nur einige von vielen. Mit zahlreichen historischen Rückblicken belegt Rodrik seine These, dass die unbegrenzte
Mobilität von Kapital und Arbeit und freier Welthandel den gemeinhin geltenden Vorstellungen von Demokratie und Nationalstaat nicht in Einklang zu bringen seien. „Die Hyperinflation kann nur funktionieren, wenn die Innenpolitik sich wegduckt und die Technokraten sich von den Forderungen der Bevölkerung abschotten können“ (S. 247).
Die Realität sieht aber anders aus: Die Demokratie und die nationale Souveränität werden hoch geschätzt. Gleichzeitig unterzeichnen die Staaten „ein Handelsabkommen nach dem anderen und betrachten die Freiheit des Kapitalverkehrs als die natürliche Ordnung der Dinge“ (S. 248). Die aus dieser Inkonsequenz resultierende mangelnde Stabilität sei die Voraussetzung für die jeweils nächste Katastrophe. An verschiedenen Beispielen erläutert Rodrik, wie die Globalisierung demokratische Prozesse auf nationaler Ebene untergraben habe. Ein solches Beispiel ist das Arbeitsrecht: Jedes entwickelte Land habe hier ausgefeilte gesetzliche Bestimmungen – aus guten Gründen. Die Globalisierung aber gebe Unternehmen die Möglichkeit, diese Bestimmungen zu umgehen – etwa indem sie Arbeitsplätze ins Ausland auslagere.
Rodrik belässt es aber nicht bei einer bloßen Bestandsaufnahme. Er fragt nach Lösungen und bleibt die Antwort nicht schuldig. Es gebe zahlreiche Entwürfe für eine Globalregierung, die jedoch früher oder später an ihre Grenzen stoßen würden. Rodrik kommt zu der Erkenntnis, dass eine Hyperglobalisierung nicht im Bereich des Möglichen liege – das müssten wir uns alle bewusst machen. „Diese Besinnung auf das realistischerweise Machbare weist uns letzten Endes den Weg zu einer gesünderen, nachhaltigeren Weltordnung“ (S. 299). Das heißt nichts anderes, als dass die Globalisierung im besagten Trilemma das Nachsehen haben muss. Jedes Land könne prinzipiell selbst entscheiden, welche Kombination von Marktöffnung, Arbeits- und Produktstandards und sozialem Netzwerk es wählt – wenngleich dies der Lösung globaler Aufgaben wie der des Klimaschutzes im Wege stehen könnte.
Das Buch von Dani Rodrik ist verständlich und kurzweilig geschrieben und lebt von seinen vielen Beispielen aus der Geschichte und der Gegenwart der Globalisierung. Der Autor liefert einen fundierten Beitrag in der Diskussion um Staat, Markt und Freihandel. Als Einstiegslektüre eignet sich das Buch ebenso wie zur vertiefenden und kritischen Lektüre und ist für Befürworter wie für Kritiker der Globalisierung empfehlenswert.