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Die Kunst des klugen Handelns

tag : Geldanlage, klares Denken
by : Franz Pfefferkorn
comment : Off
  • Titel: Die Kunst des klugen Handelns. 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen.
  • Autor: Dobelli, Rolf
  • Verlag: Carl Hanser Verlag, München
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-13: 978-3446432055
  • Seitenzahl: 236
  • Erscheinungsjahr: 2012
  • Rezensent: Juliane Winterhoff

Nach seinem Erfolgsbuch “Die Kunst des klaren Denkens”, das sich bisher weit über 300.000 Mal verkauft hat und seit Monaten hoch oben auf den Bestseller-Listen rangiert, hat Rolf Dobelli nun den Nachfolger “Die Kunst des klugen Handelns” veröffentlicht. Anders als der Titel vermuten lässt, geht Dobelli in seinem jüngsten Buch jedoch nicht auf eine andere Art von Fehlern ein – nämlich Handlungs- statt Denkfehler. Vielmehr erklärt er selbst im Vorwort des Buchs, dass es eigentlich keinen Unterschied zwischen Denk- und Handlungsfehlern gibt. Die Texte stammen erneut aus den Kolumnen, die er für die Zeit, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Schweizer SonntagsZeitung geschrieben hat. “Nimmt man die beiden Bücher zusammen”, so der Autor, “sind die wichtigsten 100 Denkfallen nun aufgedeckt.” (S. 3)

Eine dieser Denkfallen, auf die Dobelli eingeht, ist die Aufwandsbegründung (Effort Justification). Damit ist gemeint, dass viele den Wert einer Sache oder Leistung nach der Energie bemessen, die sie dafür aufbringen mussten und nicht nach dem objektiven Wert: “Wer viel Energie in eine Sache steckt, wird das Ergebnis überbewerten”, erklärt der Autor (S.42). Als Beispiel nennt er einen Hobby-Bastler, der monatelang seine verrostete Harley Davidson restauriert. Als er versucht, sie zu verkaufen, hat er große Schwierigkeiten, denn seine Preisvorstellung liegt weit oberhalb des Marktpreises. Wegen der Aufwandsbegründung könnten auch Manager nur selten objektiv und kritisch eine Strategie bewerten, an der sie wochenlang gearbeitet hätten. Gleiches gelte für Designer, Werbetexter oder Produktentwickler, die intensiv an ihren Kreationen gefeilt hätten.

Eine weitere Denkfalle ist das Will-Rogers-Phänomen. Der Effekt besagt, dass durch den Wechsel eines Elements von einer Gruppe zu einer anderen der Mittelwert in beiden Gruppen steigen beziehungsweise fallen kann – ohne dass neue Elemente hinzugekommen wären. Wie dieser Effekt in der Wirtschaft nutzbar gemacht werden kann, zeigt Dobelli, indem er den Leser auffordert, sich vorzustellen, ein Fondsmanager zu sein, der drei Hedgefonds verwaltet: Fonds A hat eine sensationelle Rendite, Fonds B eine mittelmäßige und Fonds C eine miserable. Um die Rendite aller drei Fonds zu steigern, könne wie folgt vorgegangen werden: Man verkauft jene Beteiligungen des Fonds A, die bisher die Durchschnittsrendite des Fonds A heruntergezogen haben, aber immer noch lukrativ genug sind, um jene der Fonds B und C zu steigern. “Im Nu haben Sie alle drei Fonds besser aussehen lassen. Weil sich das alles intern abspielt, fallen nicht einmal Gebühren an. Natürlich verdienen die drei Hedgefonds zusammengerechnet keinen Euro mehr – aber man wird Sie für Ihr glückliches Händchen feiern.” (S. 30)

Nicht jeder der beschriebenen Denkfehler ist so bemerkenswert, wie die hier angeführten. So verwundert es wohl kaum, dass Menschen den Grad der Übereinstimmung mit anderen Menschen überschätzen und glauben, die anderen würden ebenso denken und empfinden wie sie selbst (“Falscher-Konsens-Effekt). Auch erstaunt es wenig, dass Menschen auf Statistiken eher kalt reagieren, während sie auf Einzelschicksale und bildhafte, personifizierte Darstellungen von Dingen und Ereignissen sehr viel emotionaler reagieren (“Personifikation”). Ein weiteres Manko des Buchs: Einige der beschriebenen Denkfehler ähneln stark den bereits im Vorgänger-Buch beschriebenen Irrtümern. Dennoch ist Dobellis jüngstes Werk sowohl für diejenigen empfehlenswert, die sein Vorgängerwerk noch nicht kennen, als auch für jene, die bereits mit Dobellis Erläuterungen zum menschlichen Denken vertraut sind. Denn wie “Die Kunst des klaren Denkens” ist auch “Die Kunst des klugen Handelns” geistreich und amüsant geschrieben, bietet eine äußerst unterhaltsame Lektüre und liefert immer wieder Denkanstöße. Und davon kann man sicherlich nie genug haben, J.W.



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