Sie schildern in dem Buch Unternehmer, die Erfolg hatten. Die meisten, die sich selbstständig machen, scheitern jedoch. Was unterscheidet erfolgreiche und weniger erfolgreiche Existenzgründer aus Ihrer Sicht?
Erfolgreiche Existenzgründer haben nicht nur die richtige Geschäftsidee zur richtigen Zeit, ausreichendes Startkapital und einen soliden Businessplan. Sie sind beharrlich, geben nicht schnell auf, können Misserfolge und finanzielle Rückschläge verkraften und lernen schnell aus Fehlern. Die Fähigkeit und der Mut zur ständigen Selbst-Verbesserung gehört zum erfolgreichen Selbstständigen.
Sie zitieren interessante Studien der Entrepreneur-Forschung. Welche dieser Studien empfehlen Sie unseren Lesern zum weiterlesen?
Ich empfehle kein Buch der Entrepeneurforschung, sondern das Buch von Oliver Kahn: „Ich. Erfolg kommt von Innen.“
In all den Interviews ist an keiner Stelle davon die Rede, dass auch das Streben nach finanziellem Erfolg ein wichtiges Motiv ist, Unternehmer zu werden. Stattdessen wird immer wieder betont, Geld spiele keine Rolle – ein Beispiel für das aus der Sozialforschung bekannte Phänomen „sozial erwünschten“ Antwortverhaltens?
Sicherlich spielt sozial erwünschtes Antwortverhalten in unserer von der Mehrheit der Medien geprägten Neidgesellschaft eine Rolle. Aber das allein ist es nicht. Warum sollten sich sonst gut verdienende angestellte Top-Manager selbstständig machen wollen? Selbst gestalten zu wollen, sich selbst beweisen zu wollen – mit vollem Risiko, voller Haftung und allen Chancen, auch des Geldverdienens, hierarchiefrei selbst bestimmen zu können ist das Kernmotiv unternehmerischer Selbstständigkeit.
Was können wir in Deutschland tun, damit unsere Gesellschaft ein positiveres Bild vom Unternehmer bekommt? Was haben die Unternehmer hier selbst an Aufklärung versäumt?
Sicher die Neidgesellschaft überwinden. Was ein Top-Fußballer verdient, sollte ein Top-Unternehmer allemal verdienen dürfen. Unternehmer sind die Innovatoren und Investoren, ohne die es es kein Wachstum, keine ausreichende Arbeit und keinen Wohlstand gäbe. Nur wenn sie im Wettbewerb Tore schießen, immer neue innovative Produkte kreieren, wird sich Deutschland in der Champions League behaupten. Dafür verdienen auch sie wie die Fußballer Erfolgsprämien und gesellschaftliche Anerkennung. Für diese Anerkennung müssen die Medien sorgen, vor allem die Intendanten, Verleger und Chefredakteure.
Wir brauchen ferner eine Kultur des Scheiterns. Die Angst zu scheitern, geächtet zu werden, die Kreditwürdigkeit zu verspielen, ist das zentrale gesellschaftliche Gründungshemmnis. Jeder verdient aber zumindest eine zweite Chance. Wir müssen uns zu einer Wagnisgesellschaft wandeln. Wenn der Gesellschaft bewusst wird, welche Risiken Unternehmer eingehen, wird sich auch das Bild ändern, dass sich die Gesellschaft von ihnen macht.
Solange die Parteien vor allem darüber streiten, wie der Kuchen verteilt wird, und kaum darüber, wie er gebacken wird, werden alle unternehmerischen Offensiven zur Verbesserung ihres Images wenig fruchten. Helfen könnte, wenn Unternehmer häufiger bereit wären, ihren Erfolg zu teilen: mit ihrem Mitarbeitern durch Erfolgsbeteilgungen und mit der Gesellschaft durch ein öffentlichkeitswirksames Mäzenatentum und Stiftungen. „Reichensteuern“ passen allerdings nicht in eine solche „share-economy“