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by : MY
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  • Titel: Teufelskreis der Finanzmärkte - Märkte, Hedgefonds und die Risiken von Finanzinnovationen
  • Autor: Bookstaber, Richard
  • Verlag: Börsenbuch-Verlag, Kulmbach
  • Sprache: deutsch
  • ISBN-13: 978-3938350645
  • Seitenzahl: 448
  • Erscheinungsjahr: 2008
  • Rezensent: Dr. Rainer Zitelmann

Das Buch von Bookstaber enthält  sehr wertvolle Einsichten zu den Ursachen der Finanzkrise und bietet eine Analyse, die sehr viel tiefer geht, als der sehr oberflächliche und von wenig Kenntnis geprägte aktuelle öffentliche Diskurs zum Thema.

Der Autor ist selbst Manager eines marktneutralen Aktien-Hedgefonds und war zuvor bei verschiedenen Unternehmen wie etwa bei Salomon Brothers oder Morgan Stanley für quantitatives Research oder Risikomanagement zuständig. Ihm geht es – anders als den Politikern und Medien, die derzeit ziemlich ahnungslos und aufgeregt über die Finanzmarktkrise diskutieren – nicht darum, Schuld zuzuweisen, sondern es geht ihm um eine Analyse von systemischen Risiken.

Die eigentliche Ursache der Krise sei die zunehmende Komplexität von Systemen. „Wir können Marktrisiken managen, weil wir wissen, dass die Preise von Wertpapieren ungewiss sind, Kreditrisiken, weil wir wissen, das Unternehmen bankrott machen können; Betriebsrisiken, weil wir wissen, dass bei der Abrechnung und beim Clearing Fehler passieren können. Obwohl wir alle diese Risiken managen können, liegen die größten Risiken außerhalb unserer Kontrolle. Es sind die Risiken, die wir nicht sehen, Dinge, die hinter einem Schleier verborgen sind.“

Die Herausforderung des Risikomanagements liege in der Fähigkeit, mit diesen „unerkannten Risiken“ umzugehen. „Das ist mehr als eine Herausforderung; es ist ein Paradoxon. Wie sollen wir ein Risiko managen, von dessen Existenz wir nichts wissen?“ Dies sei auf direktem Wege nicht möglich. Aber immerhin könne man Eigenschaften des Risikomanagements identifizieren, die die Fähigkeit verbessern, darauf zu reagieren. (S. 386).

Die Innovationen an den Finanzmärkten hätten die Komplexität immer mehr erhöht. Viele innovative Instrumente seien Derivate mit bedingten und nichtlinearen Erträgen. „Wenn am Markt Verwerfungen auftreten, kann man kaum wissen, wie die Preise solcher Instrumente darauf reagieren. Innovation und mechanische Effizienz haben die Komplexität außerdem dadurch vergrößert, dass sie für die engere Verknüpfung der Märkte gesorgt haben. Dank der Globalisierung kann sich ein Problem an einem bestimmten Markt selbst dann auf andere Märkte auswirken, wenn zwischen beiden keine ökonomische Verbindung besteht; das liegt einfach daran, dass Anlegerportfolios oder Bankkredite beiden Märkten ausgesetzt sind.“ (S. 407).

Ein großes Problem sei vor allem, dass die Innovationen dazu geführt hätten, dass die Märkte starrer gekoppelt seien. Diese starre Koppelung und die daraus resultierende höhere Liquidität erleichterten den Aufbau von Positionen mit Hebelwirkung, weil sich liquidere und schneller gepreiste Wertpapiere besser als Sicherheit eigneten.

„Die Kombination aus starrer Koppelung und Komplexität ist ein Rezept für ‚Normal Accidents‘-Störfälle, die aufgrund der Struktur des Systems so gut wie unvermeidlich sind. Katastrophen würden dann durch einfache und scheinbar harmlose Handlungen verursacht, die aufgrund der komplexen Natur des jeweiligen Systems eine Kette wachsender Probleme auslösten.“

Die Finanzmärkte seien wohl auch deshalb gewachsen, so argumentiert der Autor, weil die Märkte zunehmend von mathematisch präziser Rationalität ausgingen, die jedoch unserem tatsächlichen und wohl auch richtigen Verhalten widerspreche. „Die Menschen tun andauernd verrückte Dinge, und doch geht das Paradigma des perfekten Marktes davon aus, dass Investoren alle Informationen berücksichtigen und dass sie schnell und rational reagieren.“

Der Autor ist sehr skeptisch, ob diese systemischen Probleme durch mehr Regulierung (wie sie derzeit gefordert wird) überwunden oder auch nur gelindert werden könnten. Er vermutet vielmehr, dass hierdurch die Probleme noch verschärft würden. „Bemühungen, die auf zusätzliche Sicherheits-merkmale, Regulierungen und Vorsichtsmaßnahmen gerichtet sind, erhöhen nur die Komplexität des Systems und steigern die Unfallhäufigkeit.“ (S. 409).

Wenn Regulierungsversuche in einem komplexen System überhaupt etwas bewirkten, „dann höchstens eine Verschlimmerung“. Eine Linderung der Probleme verspricht sich der Autor allenfalls von einer „Senkung des Leverage-Niveaus, das aus der Liquidität resultiert, denn letztlich ist die Leverage der Schuldige.“ Die Auswirkungen hoher Leverage seien größer, als es den Anschein habe, denn an den meisten Tagen laufe ja alles glatt. „Doch wie wir gesehen haben, verschwindet die Liquidität, die eigentlich die Leverage rechtfertigen soll, immer wieder gerade in den Momenten, in denen sie wirklich wichtig wäre – und daraus resultiert eine Spiralbewegung der Krise. Einfachere Finanzinstrumente und weniger Leverage sind ein schmerzhaft einfaches Rezept, die Konstruktion unserer Märkte zu korrigieren“, so die Folgerung des Autors.



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