Naomi Klein, die populäre Kritikerin des Kapitalismus und der Globalisierung, gibt zu, dass sie zunächst kein besonderes Interesse am Thema Klimawandel hatte. Dann schrieb sie dieses Buch mit 700 Seiten zum Klimawandel. Wie kam es zu diesem Wandel ihres Interesses? Kleins Hauptthema war bis dahin der Kampf gegen Freihandel und Globalisierung. Sie sagt ganz offen: „…ich begann erst dann, mich stärker für dieses Thema [Klimawandel] zu engagieren, als ich erkannte, dass sie ein Katalysator für Formen sozialer und wirtschaftlicher Gerechtigkeit sein könnten, von denen ich ohnehin überzeugt war“ (S.79). Ihre Hoffnung war eine „neue Klimabewegung, die den Kampf gegen den sogenannten Freihandel aufnimmt“ (S.110). Effiziente Lösungen, wie etwa die klimafreundliche Kernenergie, lehnt sie strikt ab, da sie gar nicht an Lösungen im Rahmen des Kapitalismus interessiert ist.
Klein schreibt, sie habe erkannt, das Thema Klimawandel sei eine Chance, dass „wir die Krise kollektiv dazu nutzen können, den Sprung in eine bessere Welt zu wagen“ (S. 16) und „der Klimawandel auf vielerlei Arten ein Katalysator für positiven Wandel werden könnte – indem er den progressiven Kräften die besten Argumente überhaupt dafür liefert…unsere Demokratie dem zerstörerischen Einfluss der Konzerne zu entreißen, gefährliche neue Freihandelsabkommen zu blockieren… Grenzen für Einwanderer zu offnen“ (S. 17). Die Klimakrise könne „die Grundlage einer mächtigen Massenbewegung bilden“ (S. 17). Ziel der Bewegung solle es sein,
- „das Gemeingut [gemeint: Staatseigentum] massiv auszuweiten“ (S.20)
- „eine sorgfältig geplante Wirtschaft“ einzuführen (S. 121)
- „unsere Wirtschaft mehr oder weniger von Grund auf zu ändern“ (S. 34)
- „neue Steuern, neue öffentliche Beschäftigungsprogramme“ (S.55)
- „Rückabwicklung von Privatisierungen“ (S.55)
- „Auslöschung der reichsten und mächtigsten Industrie, die es jemals auf der Welt gegeben hat: der Öl- und Gasindustrie“ (S.84)
- Staatliche Vorgaben „wie oft wir fahren, wie oft wie fliegen, ob unsere Lebensmittel eingeflogen werden, ob die Sachen, die wir kaufen auf Haltbarkeit angelegt sind…wie groß unsere Wohnung ist“ (S. 116)
- „Die Zusammensetzung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von Grund auf neu ordnen“ (S.119)
- „Privatinvestitionen in die Produktion überflüssiger Güter müssen sinken“ (S. 119)
- „erhöhte Regierungsausgaben“ (S. 119)
- „wachsende Umverteilung“ (S. 119)
Zustimmend zitiert sie einen Vorschlag, wonach die wohlhabenden 20 Prozent der Bevölkerung die größten Einschnitte vornehmen müssen, um damit mehr gesellschaftliche Gleichheit herzustellen (S. 117). Ihre These ist: „Unser Wirtschaftssystem und unser Planetensystem befinden sich miteinander im Krieg“ (S. 33) und daher sei „ein revolutionärer Wandel des Wirtschaftssystems nötig“ (S.76). Ich denke, diese Zitate, die sich durch viele weitere ergänzen lassen, zeigen: Antikapitalisten wie Klein geht es nur vordergründig um Umwelt und Klimawandel. Ihr eigentliches Ziel ist die Beseitigung des Kapitalismus und die Errichtung einer staatlichen Planwirtschaft. Daher lehnt sie konsequent alle wirksamen Mittel für Umweltschutz und gegen Klimawandel, die mit dem herrschenden Kapitalismus vereinbar wären, strikt ab.