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tag : Asien, Jim Rogers
by : MY
comment : Off
  • Titel: Street Smarts. Adventures on the road and in markets.
  • Autor: Rogers, Jim
  • Verlag: Crown Business, New York
  • Sprache: Englisch
  • ISBN-13: 978-0307986078
  • Seitenzahl: 272
  • Erscheinungsjahr: 2013
  • Rezensent: Dr. Rainer Zitelmann

Für diejenigen Leser, die Jim Rogers nicht kennen: In den achtziger Jahren managte er zusammen mit George Soros den Quantum-Fonds, der den Anlegern in einem Jahrzehnt 4.200% Gewinn brachte, während der amerikanische Aktienmarkt im gleichen Zeitraum nur 47% zulegte. Rogers investierte, anders als die meisten anderen US-Investoren, schon damals weltweit. Und sein Interesse galt und gilt überhaupt stets der ganzen Welt. Er stellte zwei Mal einen Rekord für das Guinness Buch der Rekorde auf – als er mit seiner Freundin in zwei Jahren mit dem Motorrad die Welt umrundete und später in drei Jahren mit dem Auto um die ganze Welt fuhr. Dabei bereiste er 118 Länder. Seine Reisen hat er in Büchern wie „Adventure Capitalist“ und „Investment-Biker“ beschrieben.

Rogers ist ein Nonkonformist. Er gehört zu den sogenannten „Contrarians“, also zu jenen Menschen, die sich oftmals gegen den Strom stellen und Dinge anders machen, als die Mehrheit es tut. Und damit ist er reich geworden. Oft hat er überbewertete, zu teure Aktien entdeckt und ist durch sogenanntes Short-Selling reich geworden, wenn sie gefallen sind. Schon vor vielen Jahren, bevor dies zur Mode wurde, hat er das Thema „Rohstoffe“ entdeckt und den ersten ernst zu nehmenden Rohstoffindex entwickelt, der Basis für einige Fonds ist.

In seinem neuesten Buch vermischen sich autobiografische Erinnerungen mit Reflexionen über Investmentphilosophie und Analysen der wirtschaftlichen und politischen Aussichten für Asien einerseits und die Vereinigten Staaten andererseits.

Um es kurz zu machen: Rogers ist extrem skeptisch mit Blick auf die USA und extrem optimistisch mit Blick auf Asien. Er hat sogar persönlich die Konsequenzen gezogen und ist 2007 von New York nach Singapur umgezogen. Mit 60 Jahren erstmals Vater geworden, wollte er, dass seine Kinder dort aufwachsen, wo sie die beste Zukunft haben: Und dies sei eindeutig Asien und nicht die Vereinigten Staaten.

Warum haben die USA seiner Meinung nach die beste Zeit hinter sich? Das Land ist völlig überschuldet und es ist nicht zu erkennen, wie es aus der Schuldenfalle herauskommen soll. Die USA, so Rogers, haben sich entschlossen, den verhängnisvollen Weg zu gehen, den Japan seit den 80er Jahren bereits gegangen ist. Die Zentralbank Fed und die US-Regierung habe nicht den Mut gehabt, die Kräfte der „kreativen Zerstörung“ (Schumpeter) wirken zu lassen, sondern versucht, um jeden Preis die Banken zu retten, so wie damals in Japan. Das reinigende Gewitter sei damit ausgeblieben. Rogers sagt klar: Man hätte lieber einige Banken pleite gehen lassen sollen. Ja, so räumt er ein, das wäre mit erheblichen Verwerfungen verbunden gewesen, aber diese seien eindeutig das kleinere Übel im Vergleich zu der Politik, die die Zentralbanken betrieben hätten: Immer neues Geld zu drucken, damit perspektivisch den Dollar zu entwerten und die Gefahr einer Inflation heraufzubeschwören.

Für die Euro-Krise hat er übrigens das gleiche Rezept: Überlasse es dem Markt. Lasse lieber ein Land wie Griechenland Pleite gehen. Es habe keinen Sinn, sich gegen die Marktkräfte zu stellen. Die Politiker hätten dies immer wieder versucht, aber noch nie dauerhaft in der Geschichte damit Erfolg gehabt, denn der Markt sei stärker als die guten Absichten der Politik.

Die USA haben jedoch aus seiner Sicht nicht nur ein Problem mit der Wirtschaft und den Finanzen, sondern eine Vielzahl anderer erheblicher Probleme: Das Bildungssystem sei katastrophal schlecht. Zudem müsse jedermann permanent Angst haben, wegen irgendwelcher Haftungsfragen verklagt zu werden. Jeder amerikanische Arzt müsse sich, bevor er irgendetwas tue oder nicht tue, ständig fragen, wie hoch sein Risiko sei, deshalb verklagt zu werden. Dies führe zu immensen Kosten und einer hohen Ineffizienz. Auch beklagt Rogers, dass die politische Freiheit in den Vereinigten Staaten zunehmend eingeschränkt werde. Man habe in falscher Weise auf die Terrorakte des 11. September reagiert und mit der massiven Einschränkung von politischen Freiheiten und der Installation einer umfassenden Überwachung letztlich das aufgegeben, was die Terroristen angegriffen hätten. Zudem hätten sich die USA militärisch immer wieder verhoben – die weltweite militärische Präsenz und die Kriege seien einfach nicht mehr finanzierbar. Die USA, so Rogers, würden langfristig den Weg gehen, den zuvor andere Weltreiche – vom Römischen Reich bis zum Britischen Empire – gegangen seien, und ihre Machtstellung verlieren.

Für Asien sieht er die Zukunft uneingeschränkt positiv. Das 21. Jahrhundert werde das Jahrhundert Asiens und auch das Jahrhundert der Rohstoffe. Von der sogenannten BRIC-Investitionsphilosophie hält er allerdings nichts: Er glaubt weder an eine besonders rosige Zukunft für Brasilien, noch für Indien und Russland. China werde zwar auch noch mit einigen erheblichen Problemen zu kämpfen habe, aber das System sei dem der USA weit überlegen. In China herrsche eine reinere Form des Kapitalismus als in den USA, Kalifornien sei heute sehr viel sozialistischer als China. Rogers glaubt, dass sogar Nordkorea irgendwann den Weg Chinas gehen und marktwirtschaftliche Reformen einleiten werde. Und diese marktwirtschaftlichen Reformen würden dann irgendwann auch zu mehr politischer Freiheit, Mehrparteiensystem und demokratischen Reformen führen.

Rogers liebt es zu provozieren. Wenn er beispielsweise über die Zukunftschancen von Nordkorea schreibt und die Vereinigten Staaten in den schwärzesten Farben malt, dann fordert dies zum Widerspruch heraus. Aber in vielen Dingen hat der Nonkonformist Rogers absolut Recht: Mit seiner Kritik an der immer stärkeren Regulierung, mit seiner Kritik an der Politik des „billigen Geldes“, mit seinem Plädoyer für die Marktkräfte und gegen den Interventionismus und sicherlich auch mit seiner positiven Diagnose für Asien.

Auch seine Kritik an vielen Fehlentwicklungen in den Vereinigten Staaten teile ich, wenngleich ich mehr Vertrauen als er in die Kraft dieser Nation habe: Die Kräfte der Freiheit in den USA sind jedenfalls stärker als in Deutschland oder Frankreich. Eine Politik wie die von Hollande ist in den USA undenkbar. Auch wenn Obama und seine Anhänger versuchen, die USA zu „europäisieren“, regt sich dort doch auch Widerstand dagegen. Anders als in Europa gibt es eine positive demographische Entwicklung in den USA. Und die USA haben reichhaltige Rohstoffressourcen und sind durch moderne Verfahren wie das Fracking auch in der Lage, diese Ressourcen zu nutzen.

Rogers war und ist jedoch nie ein Mann der Zwischentöne und der feinen Differenzierungen gewesen. Er will mit seinem Buch aufrütteln. Und es ist auf jeden Fall, trotz mancher Zuspitzungen und Übertreibungen, ein überaus lesenswertes Buch, das jeden Leser zum Nachdenken anregt. Und, um dies auch noch hinzuzufügen: Die Analysen von Rogers sind denen seines ehemaligen Partners George Soros weit überlegen. Während Soros, der sich als verkannter Philosoph fühlt, mit primitiven, antikapitalistischen Thesen versucht, den Beifall der intellektuellen Linken zu finden, hat Rogers den Mut, sich gegen den Zeitgeist zu stellen. R.Z.



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    by : MY
    comment : Off
    • Titel: Street Smarts. Adventures on the road and in markets.
    • Autor: Rogers, Jim
    • Verlag: Crown Business, New York
    • Sprache: Englisch
    • ISBN-13: 978-0307986078
    • Seitenzahl: 272
    • Erscheinungsjahr: 2013
    • Rezensent: Dr. Rainer Zitelmann

    Für diejenigen Leser, die Jim Rogers nicht kennen: In den achtziger Jahren managte er zusammen mit George Soros den Quantum-Fonds, der den Anlegern in einem Jahrzehnt 4.200% Gewinn brachte, während der amerikanische Aktienmarkt im gleichen Zeitraum nur 47% zulegte. Rogers investierte, anders als die meisten anderen US-Investoren, schon damals weltweit. Und sein Interesse galt und gilt überhaupt stets der ganzen Welt. Er stellte zwei Mal einen Rekord für das Guinness Buch der Rekorde auf – als er mit seiner Freundin in zwei Jahren mit dem Motorrad die Welt umrundete und später in drei Jahren mit dem Auto um die ganze Welt fuhr. Dabei bereiste er 118 Länder. Seine Reisen hat er in Büchern wie „Adventure Capitalist“ und „Investment-Biker“ beschrieben.

    Rogers ist ein Nonkonformist. Er gehört zu den sogenannten „Contrarians“, also zu jenen Menschen, die sich oftmals gegen den Strom stellen und Dinge anders machen, als die Mehrheit es tut. Und damit ist er reich geworden. Oft hat er überbewertete, zu teure Aktien entdeckt und ist durch sogenanntes Short-Selling reich geworden, wenn sie gefallen sind. Schon vor vielen Jahren, bevor dies zur Mode wurde, hat er das Thema „Rohstoffe“ entdeckt und den ersten ernst zu nehmenden Rohstoffindex entwickelt, der Basis für einige Fonds ist.

    In seinem neuesten Buch vermischen sich autobiografische Erinnerungen mit Reflexionen über Investmentphilosophie und Analysen der wirtschaftlichen und politischen Aussichten für Asien einerseits und die Vereinigten Staaten andererseits.

    Um es kurz zu machen: Rogers ist extrem skeptisch mit Blick auf die USA und extrem optimistisch mit Blick auf Asien. Er hat sogar persönlich die Konsequenzen gezogen und ist 2007 von New York nach Singapur umgezogen. Mit 60 Jahren erstmals Vater geworden, wollte er, dass seine Kinder dort aufwachsen, wo sie die beste Zukunft haben: Und dies sei eindeutig Asien und nicht die Vereinigten Staaten.

    Warum haben die USA seiner Meinung nach die beste Zeit hinter sich? Das Land ist völlig überschuldet und es ist nicht zu erkennen, wie es aus der Schuldenfalle herauskommen soll. Die USA, so Rogers, haben sich entschlossen, den verhängnisvollen Weg zu gehen, den Japan seit den 80er Jahren bereits gegangen ist. Die Zentralbank Fed und die US-Regierung habe nicht den Mut gehabt, die Kräfte der „kreativen Zerstörung“ (Schumpeter) wirken zu lassen, sondern versucht, um jeden Preis die Banken zu retten, so wie damals in Japan. Das reinigende Gewitter sei damit ausgeblieben. Rogers sagt klar: Man hätte lieber einige Banken pleite gehen lassen sollen. Ja, so räumt er ein, das wäre mit erheblichen Verwerfungen verbunden gewesen, aber diese seien eindeutig das kleinere Übel im Vergleich zu der Politik, die die Zentralbanken betrieben hätten: Immer neues Geld zu drucken, damit perspektivisch den Dollar zu entwerten und die Gefahr einer Inflation heraufzubeschwören.

    Für die Euro-Krise hat er übrigens das gleiche Rezept: Überlasse es dem Markt. Lasse lieber ein Land wie Griechenland Pleite gehen. Es habe keinen Sinn, sich gegen die Marktkräfte zu stellen. Die Politiker hätten dies immer wieder versucht, aber noch nie dauerhaft in der Geschichte damit Erfolg gehabt, denn der Markt sei stärker als die guten Absichten der Politik.

    Die USA haben jedoch aus seiner Sicht nicht nur ein Problem mit der Wirtschaft und den Finanzen, sondern eine Vielzahl anderer erheblicher Probleme: Das Bildungssystem sei katastrophal schlecht. Zudem müsse jedermann permanent Angst haben, wegen irgendwelcher Haftungsfragen verklagt zu werden. Jeder amerikanische Arzt müsse sich, bevor er irgendetwas tue oder nicht tue, ständig fragen, wie hoch sein Risiko sei, deshalb verklagt zu werden. Dies führe zu immensen Kosten und einer hohen Ineffizienz. Auch beklagt Rogers, dass die politische Freiheit in den Vereinigten Staaten zunehmend eingeschränkt werde. Man habe in falscher Weise auf die Terrorakte des 11. September reagiert und mit der massiven Einschränkung von politischen Freiheiten und der Installation einer umfassenden Überwachung letztlich das aufgegeben, was die Terroristen angegriffen hätten. Zudem hätten sich die USA militärisch immer wieder verhoben – die weltweite militärische Präsenz und die Kriege seien einfach nicht mehr finanzierbar. Die USA, so Rogers, würden langfristig den Weg gehen, den zuvor andere Weltreiche – vom Römischen Reich bis zum Britischen Empire – gegangen seien, und ihre Machtstellung verlieren.

    Für Asien sieht er die Zukunft uneingeschränkt positiv. Das 21. Jahrhundert werde das Jahrhundert Asiens und auch das Jahrhundert der Rohstoffe. Von der sogenannten BRIC-Investitionsphilosophie hält er allerdings nichts: Er glaubt weder an eine besonders rosige Zukunft für Brasilien, noch für Indien und Russland. China werde zwar auch noch mit einigen erheblichen Problemen zu kämpfen habe, aber das System sei dem der USA weit überlegen. In China herrsche eine reinere Form des Kapitalismus als in den USA, Kalifornien sei heute sehr viel sozialistischer als China. Rogers glaubt, dass sogar Nordkorea irgendwann den Weg Chinas gehen und marktwirtschaftliche Reformen einleiten werde. Und diese marktwirtschaftlichen Reformen würden dann irgendwann auch zu mehr politischer Freiheit, Mehrparteiensystem und demokratischen Reformen führen.

    Rogers liebt es zu provozieren. Wenn er beispielsweise über die Zukunftschancen von Nordkorea schreibt und die Vereinigten Staaten in den schwärzesten Farben malt, dann fordert dies zum Widerspruch heraus. Aber in vielen Dingen hat der Nonkonformist Rogers absolut Recht: Mit seiner Kritik an der immer stärkeren Regulierung, mit seiner Kritik an der Politik des „billigen Geldes“, mit seinem Plädoyer für die Marktkräfte und gegen den Interventionismus und sicherlich auch mit seiner positiven Diagnose für Asien.

    Auch seine Kritik an vielen Fehlentwicklungen in den Vereinigten Staaten teile ich, wenngleich ich mehr Vertrauen als er in die Kraft dieser Nation habe: Die Kräfte der Freiheit in den USA sind jedenfalls stärker als in Deutschland oder Frankreich. Eine Politik wie die von Hollande ist in den USA undenkbar. Auch wenn Obama und seine Anhänger versuchen, die USA zu „europäisieren“, regt sich dort doch auch Widerstand dagegen. Anders als in Europa gibt es eine positive demographische Entwicklung in den USA. Und die USA haben reichhaltige Rohstoffressourcen und sind durch moderne Verfahren wie das Fracking auch in der Lage, diese Ressourcen zu nutzen.

    Rogers war und ist jedoch nie ein Mann der Zwischentöne und der feinen Differenzierungen gewesen. Er will mit seinem Buch aufrütteln. Und es ist auf jeden Fall, trotz mancher Zuspitzungen und Übertreibungen, ein überaus lesenswertes Buch, das jeden Leser zum Nachdenken anregt. Und, um dies auch noch hinzuzufügen: Die Analysen von Rogers sind denen seines ehemaligen Partners George Soros weit überlegen. Während Soros, der sich als verkannter Philosoph fühlt, mit primitiven, antikapitalistischen Thesen versucht, den Beifall der intellektuellen Linken zu finden, hat Rogers den Mut, sich gegen den Zeitgeist zu stellen. R.Z.



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