Veranstaltungstipp – von Dr. Rainer Zitelmann
Beide Trainer habe ich schon Ende der 90er Jahre gehört – und habe vor allem von Bodo Schäfers Vorträgen und Büchern profitiert. Auch Jürgen Höller mag ich mit seiner erfrischend positiven Art und seiner unglaublichen Energie. Beide Trainer sind höchst umstritten, und die Kritiker fühlten sich bestätigt, als die Firmen von Schäfer und Höller in die Insolvenz gingen. Höller saß sogar im Gefängnis. Doch heute sprechen sie beide wieder vor Tausenden Menschen – zum Thema „finanzielle Freiheit“. Die einstmaligen Konkurrenten haben sich zusammengetan und veranstalten sehr erfolgreich Seminare.
Höller räumt seine Fehler ohne Wenn und Aber ein. Und durch die Geschichte der Insolvenz und des Wiederaufstiegs wird für die Zuhörer die Botschaft sogar noch glaubwürdiger: Ja, wenn du willst, kannst du es schaffen, auch wenn du gestrauchelt bist. Schäfer empfiehlt denn auch: „Baue deine Niederlagen in deine Positionierung ein. Erzähle von deinen großen Siegen, aber auch von deinen Niederlagen. Dann können sich deine Kunden mit dir und deiner Geschichte identifizieren.“
Für drei Tage war ich zusammen mit 1000 Menschen in Nürnberg zu einem Seminar, das morgens um 9 startete und teilweise bis Mitternacht ging. Wer kommt zu diesen Seminaren? Kurz gesagt: Menschen, die Erfolg haben wollen. Überwiegend sind es Selbstständige. Die meisten dürften Menschen sein, denen kleine Firmen gehören oder die freie Handelsvertreter sind bzw. im Vertrieb arbeiten.
Neben mir saß ein Journalist, der einen Bericht für das „manager magazin“ über die Veranstaltung schreibt: „Ein bisschen wirkt das wie eine Sekte“, meinte er. Für einen Außenstehenden mag es in der Tat genau so erscheinen, aber die Menschen, die hierher kommen, sind keine Sektenjünger. Ich habe sehr viele überaus sympathische, intelligente und positiv denkende Menschen in diesen Tagen kennengelernt.
Bodo Schäfers Botschaft ist einfach und klar: Positioniere dich richtig, um Erfolg im Beruf zu haben – und dann spare das Geld klug an. Dann wirst du reich. Positionierung & Sparen = Erfolg. Das ist plausibel. Bei mir jedenfalls hat es hervorragend funktioniert. Was Schäfer zum Thema Positionierung sagt, ist klug – er lehnt sich an die auch von mir sehr geschätzten Marketing-Spezialisten Al Ries und Jack Trout an, die sagen: Sei nicht besser, sondern sei anders als deine Wettbewerber. Und kommuniziere dieses „anders sein“ aktiv. Was Schäfer über Positionierung predigt hat er selbst für sich hervorragend umgesetzt – Gleiches gilt für Höller. Der „Money Coach“ und der „Nr. 1 Motivationstrainer“, das sind ihre Markenzeichen.
Dass sie viel von anderen abgeschaut haben – so etwa von Toni Robbins u.a. – geben sie zu. Warum auch nicht? Sam Walton, einst der reichste Mann Amerikas, sagte einmal, dass er 99% von dem, was ihn erfolgreich machte, von anderen abgeschaut hat.
Höller und Schäfer vertreten die These: Zwischen dir und dem Reichtum liegen vor allem negative Glaubenssätze, die verhindern, dass du reich wirst. Das sind Glaubenssätze wie etwa: „Besser arm und gesund, als reich und krank.“ „Geld verdirbt den Charakter“. „Ich verfüge über zu wenig Bildung, um reich zu werden.“ „Ich bin zu alt (zu jung) zum Reichwerden.“ „Reichtum ist Glückssache.“ „Dass es Reiche gibt, ist der Grund für Armut in der Welt.“ Oder auch: „Es ist schwerer, von 10 Mio. zu 100 Mio. zu kommen als von 10.000 Euro zu einer Mio. Euro.“ Das ist plausibel.
Die Teilnehmer sollen sich prüfen, welche negativen Glaubenssätze sie selbst in ihrem Unterbewusstsein über Geld und Reichtum verankert haben. Sie sollen über diese Glaubensätze nachdenken, sie mit emotional aufgeladenen Geschichten und Bildern „entkräften“ und dann durch andere, positive Glaubenssätze ersetzen, so beispielsweise: „Geld ist positive und fließende Energie.“ „Geld ist wichtig, denn Geld ist Freiheit.“
Warum will ein Mensch überhaupt reich werden? Wie wird sich das Leben verändern, wenn man finanziell frei ist? Das Seminar regt die Teilnehmer an, über solche Dinge nachzudenken. Ja, Geld ist nicht alles. Aber wer sagt, dass Geld unwichtig ist, belügt sich selbst. Auch wenn die Veranstaltung für einen Außenstehenden sicher befremdlich erscheint, dann gibt sie doch den Teilnehmern Gelegenheit, über ihr eigenes Verhältnis zum Geld nachzudenken.
Bernd Reintgen, der dritte der Referenten, ist kein schlechter Redner, fällt aber im Vergleich zu den beiden Top-Speakern naturgemäß deutlich zurück. Er vermittelte Basiswissen über Aktien und Fonds, wobei ich selbst manche Dinge anders sehe. Reintgen ist ein Verfechter aktiv gemanagter Fonds, während ich selbst eine passive, auf ETFs gestützte Strategie favorisiere.
Alles in allem: Ein Seminar, das ich empfehlen kann. Ich würde mich freuen, wenn Schäfer irgendwann noch zusätzliche Seminare anbietet, die sich ausschließlich an die Menschen richten, die die erste Million schon gemacht haben. Die waren bei dieser Veranstaltung nur eine Minderheit. R. Z.