Ich habe in den letzten zwei Jahren einige Dutzend Bücher gelesen, die vor einer kommenden Inflation warnen. Die Argumente, die der Autor in diesem Buch vorträgt, und auch seine Folgerungen unterscheiden sich nicht grundsätzlich von denen anderer Autoren. Aber in einem Punkt ist der Autor optimistischer. Während andere Autoren zum Teil düstere Szenarien von einer kommenden Hyperinflation, Bankencrahs und dem Totalzusammenbruch des Weltwährungssystems entwerfen, ist der Autor zurückhaltender. Auch er wolle eine Hyperinflation nicht ausschließen, halte diese jedoch für eher unwahrscheinlich. „Auch eine Währungsreform oder Staatspleite wird und muss es nicht geben. Es reicht eine durchschnittliche negative Realverzinsung… von minus 7,18 Prozent. Dann dauert es zehn Jahre – und Schulden und Vermögen haben sich real betrachtet halbiert… Die Gesamtverschuldung einer Volkswirtschaft, die jetzt – wie beispielsweise in den USA – bei 400% des BIP liegt, reduziert sich dadurch aber wieder auf 200% und damit auf ein gesundes Maß.“ (S. 205).
Der Autor rechnet über zehn Jahre mit Inflationsraten zwischen 5 und 10% – in den USA eher in Richtung 10%, im Euroland eher in Richtung 5%. Gründe für diese Befürchtung sind vor allem die extreme Staatsverschuldung und die Politik des billigen Geldes der Notenbanken. „Die Notenbank wird so lange US-Staatsanleihen kaufen, also Geld drucken, bis dieses in der Wirtschaft ankommt, im Zweifel bis die letzte Staatsanleihe im Keller der Zentralbank liegt. Das ist der Vorteil des Papiergeldes. Die Währungshüter sind omnipotent… Papiergeld ist unendlich vermehrbar.“ (S. 293) Auch die EZB werde sich dauerhaft nicht dem Konzert der weltweiten Notenbanken entziehen können – und sie tue es jetzt schon nicht.
Der Autor warnt auch vor der Illusion, durch die – etwa in Deutschland eingeführte – „Schuldenbremse“ werde das Problem der ausufernden Staatsverschuldung gelindert. Solche Gesetze habe es immer wieder gegeben. Sie dienten nur der Beruhigung des Wahlvolkes und der Gewissensberuhigung der Politiker, die dafür sorgen wollten, dass ihre Amtsnachfolger gezwungen werden, die Schulden wieder abzutragen, die sie der kommenden Generation aufgebürdet haben. „In den USA hieß das letzte Gesetz dieser Art Gramm-Rudman-Gesetz, das 1985 verabschiedet wurde und bei zu hohen Defiziten automatische Ausgabenkürzungen vorsah. Halten musste sich daran keine Regierung, da es zuvor für verfassungswidrig erklärt wurde. Die Maastricht-Kriterien sind zwar noch in Kraft, aber daran hält sich schon längst keiner mehr. Es lässt sich immer wunderbar mit wirtschaftlichen Ausnahmesituationen argumentieren, warum ein Einhalten der Gesetze zum jetzigen Zeitpunkt nicht im Interesse der Allgemeinheit liege.“ So werde es auch mit der deutschen Schuldenbremse passieren.
Der Autor erinnert daran, dass die lange Wachstumsphase der Wirtschaft von 1983 bis 2007 nur durch einen permanenten Verschuldungszuwachs möglich gewesen sei. Und dieser war nur möglich, weil die Zinsen in Wellenbewegungen immer weiter herabgesetzt wurden. „Aber nun sind wir bei fast null angekommen und dieses Niveau reicht gerade aus, um eine Großzahl von Unternehmen, Banken, Privathaushalten und auch Staaten vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Notenbanken werden deshalb keine andere Wahl haben, als einer aufkommenden Inflation tatenlos zuzusehen. Sie werden zulassen müssen, dass die Teuerungsraten deutlich über das Zinsniveau klettern, weil Zinserhöhungen sofort zu massenhaften Pleiten, einem sprunghaften Anstieg der Arbeitslosenzahlen und damit zu einem massiven Einbruch der Weltwirtschaft führen würden.“ (S. 203).
Im siebten Kapitel gibt der Autor Anlegern Ratschläge, wie sie sich vor der Inflation schützen könnten. Der wichtigste Gedanke, dem ich vollkommen zustimme, lautet in diesem Zusammenhang, dass es nicht reiche, seine Anlagen inflationssicher zu machen, wenn die Inflationsraten bereits zu steigen beginnen. „Die Kurse an den Finanzmärkten spiegeln die Ängste und Hoffnungen der Anleger wider und nehmen diese weit vorweg. Der Goldpreis führt es uns in diesen Tagen vor. Bricht die Inflation erst richtig aus, wird er wahrscheinlich schon viel höher notieren. Selbst inflationsgeschützte Anleihen dürften die Inflation dann dergestalt einpreisen, dass die zu erzielenden Renditen… effektiv unter der Inflationsrate liegen.“ Wahrscheinlich werde Gold seine höchsten Kurse schon erreicht haben, bevor die Inflationsraten ihren Höhepunkt sähen. Auch ein Abflauen der Inflation werde von den Finanzmärkten zeitlich weit vorweggenommen werden (S. 285).
Der Autor empfiehlt seinen Lesern, ein Drittel in Sachwerte zu investieren (vor allem in Gold), ein Drittel in Aktien (vor allem in Versorger) und ein Drittel in inflationsgeschützte Anleihen. Was Immobilien anlangt, so stellten diese nur einen eingeschränkten Inflationsschutz dar. Dass die Mieten mit dem Anstieg der Verbraucherpreise mithalten könnten, sei eher unwahrscheinlich (S. 271). Von offenen Fonds rät er wegen der Unsicherheit über die Bewertung und den aktuellen Liquiditätsproblemen eher ab, bei geschlossenen Fonds seien oft die Weichkosten zu hoch.
Schließlich empfiehlt er Anlegern auch, hinsichtlich der Währungen zu diversifizieren. Hier sei besonders der Schweizer Franken zu empfehlen, denn die Schweiz sei traditionell das Land mit sehr begrenzten Inflationsraten und einer großen Stabilitätskultur gewesen. Während die deutsche Währung durch die Währungsunion mit Schwachwährungsländern aufgeweicht worden sei, sei der Schweizer Franken immer noch – wie einstmals die D-Mark – eine Hartwährung.