Um es vorweg zu sagen: Dieses Buch ist uneingeschränkt jedem Leser zu empfehlen, der sich mit Gold als Investment beschäftigt. Man merkt, dass der Autor zu den kundigsten Experten gehört, und zudem gelingt es ihm, die nicht immer einfachen Sachverhalte und Zusammenhänge in einer verständlichen Sprache darzustellen.
Er stellt dar, wie sich das Angebot und die Nachfrage nach Gold entwickelt haben, nach welchen Mechanismen die Preisbildung erfolgt und welche Vor- und Nachteile z.B. Direktinvestments in Barren und Münzen oder indirekte Investments in ETFs, ETCs, Zertifikate u.ä. haben. Zudem informiert er über die wechselvolle Geschichte des Papiergeldes, das manchmal mit Gold gedeckt war und dann wieder nicht.
Interessant sind die vielen Tabellen und Zahlen in dem Buch, so etwa die auf Seite 50 über die weltweite Nachfrage nach Gold. Die Gesamtnachfrage blieb in den Jahren 2001 bis 2009 relativ unverändert, aber die Zusammensetzung änderte sich dramatisch. Von 3685 Tonnen Gesamtnachfrage entfielen im Jahr 2001 2008 Tonnen auf Schmuck und nur 55 Tonnen auf Investments. Im Jahre 2009 entfielen dann von 3401 Tonnen nur noch 1672 auf Schmuck, aber 810 Tonnen auf Investments. Die industrielle Nachfrage nach Gold spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Zur Schmucknachfrage, die sich vornehmlich (zu zwei Dritteln) auf den asiatischen Raum konzentriert, muss man wissen, dass diese in Ländern wie Indien ganz anderer Natur ist als in den USA und Europa. Dort wird Schmuck eher als Investment gesehen, und man unterscheidet sogar explizit „Investitionsschmuck“ und reinen „Zierschmuck“ (S.53).
Das zunehmende Interesse an Gold als Investment rührt aus der Skepsis der Anleger gegenüber dem Papiergeldsystem. „Papiergeld gibt es zwar schon seit vielen Jahrhunderten, aber die ungedeckte beziehungsweise nur durch ebenfalls ungedeckte Devisen gedeckte Version ist ein Experiment, das nicht einmal 40 Jahre alt ist, während Gold und Silber schon seit Jahrtausenden als Tausch-, aber auch Wertaufbewahrungsmittel gelten.“ (S.89) Selbst bei den Zentralbanken finde ein Umdenken statt. Standen diese über viele Jahre hinweg auf der Verkäuferseite, so finden inzwischen immer weniger Verkäufe statt, und einige Zentralbanken, z.B. die chinesische, kaufen sogar Gold nach, was den Preisauftrieb stützt.
Das Kapitel 9 über „Zentralbanken und Regierungen“ gehört zu den interessantesten des Buches. Hier wird die Entwicklung des modernen Goldstandards vom Jahre 1717 bis seinem endgültigen Ende im Jahre 1971 beschrieben. Interessant ist die Entwicklung in den vergangenen 60 Jahren. „Hielten die Notenbanken in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts noch ca. 70% der gesamten verfügbaren Menge Gold, entsprechen die 29.698 Tonnen im Jahr 2009 nur noch einem Anteil von etwa 20%.“ (S.182) Erst in letzter Zeit beginnt sich der Trend wieder zu drehen. Deutschland verfügt übrigens nach den USA und vor dem IWF über die drittgrößten Goldreserven der Welt.
In dem Kapitel über die Mechanismen der Preisbildung wird verdeutlicht, dass der Goldpreis vor allem in Zeiten negativer Realzinsen, wo also die Zinsen unterhalb der Inflationsrate liegen, der Goldpreis steigt. Viele Anleger, die die starken Preissteigerungen seit dem Jahr 2001 (damals kostete eine Unze nur noch 256 Dollar, heute etwa 1500 Dollar) beobachten, fragen sich besorgt, ob es nicht längst eine Goldblase gebe. Einige Anzeichen dafür gibt es bereits: „Die Medien berichten unkritisch und schon fast euphorisch vom Geschehen am Goldmarkt und auch wirtschaftsferne Blätter fangen plötzlich an, über Gold zu schreiben. Der ‚kleine Mann’ will unbedingt auch dabei sein und die Banken nutzen dies aus, indem zahllose neue Anlagevehikel für diesen Sektor kreiert werden. Eine weitere Beschleunigung der Hausse kann letztendlich zu einer spekulativen Blase führen, welche aber nur von wenigen kritischen Stimmen als solche bezeichnet wird, bevor sie schlussendlich platzt. Stattdessen kennt die Euphorie bei den meisten Anlegern keine Grenze mehr und in der Schlussphase wird in alles investiert, was auch nur den Namen Gold trägt.“ (S.92)
Insofern gleicht die Goldblase anderen Blasen – etwa am Aktien- oder Immobilienmarkt. Ich finde jedoch, dass sie noch schwerer zu erkennen ist, weil es keinen Maßstab für eine vernünftige Preisbestimmung gibt. Bei Immobilien haben wir die Kaufpreisfaktoren als Indiz dafür, ob ein Objekt teuer, angemessen oder günstig bewertet ist, und auch am Aktienmarkt haben wir viele Bewertungindikatoren wie etwa das KGV, um diese Frage zu beantworten. Da Gold jedoch keine Erträge abwirft, kann man hier keine analogen Bewertungsmaßstäbe anlegen, sondern ist darauf angewiesen, historische Vergleiche zu ziehen, was natürlich unbefriedigend ist.
Der Autor warnt zu Recht: „Der langfristige Preistrend bei Gold zeigt nach oben, aber irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem Sie sich vielleicht besser von Ihren Goldpositionen trennen sollten. Sicherlich nicht heute, morgen oder übermorgen, aber irgendwann in der Zukunft bestimmt, denn auch der Goldmarkt ist keine Einbahnstraße, und gerade dann wird es wichtig sein, dass Sie die Situation richtig erkennen können, und nicht auf Schönwetterpropheten angewiesen sind, die Ihnen nur das erzählen, was Sie hören wollen.“ (S.94)
Der Autor geht ausführlich auf die verschiedenen direkten und indirekten Möglichkeiten ein, in Gold zu investieren. Große Bedeutung haben inzwischen weltweit ETFs erlangt. Nur wenige Länder der Welt haben größere Goldbestände als jene, die heute durch ETFs abgebildet werden. Bei ETFs haben Anleger einen direkten Anspruch auf ihr physisches Gold, das bei einem Sondervermögen bekanntlich nicht für die Begleichung von Verbindlichkeiten anderer Gläubiger herangezogen werden kann. Die physische Auslieferung des Goldes ist jedoch nicht immer in den Prospekten zugesichert, und wenn, dann oft nur in großen Mengen, so etwa im Bereich eines Standardbarrens, der 12,4 kg wiegt (S.117). Zudem erfolgt bei keinem der Gold-ETFs eine Auslieferung ins Ausland. In Deutschland werden indes keine Investmentfonds zugelassen, die zu 100% in physisches Gold investieren. Deshalb müssen deutsche Anleger ins Ausland ausweichen. Zudem müssen sie erhebliche Steuernachteile in Kauf nehmen. Während der Vorteil beim direkten Erwerb von physischem Gold darin liegt, dass Veräußerungsgewinne nach Ablauf der einjährigen Spekulationsfrist steuerfrei sind, so sind bei ETFs auch thesaurierte Gewinne vom Investor jährlich zu versteuern (S.118).
Wichtig ist auch, sich die Emissionsprospekte von ETFs genau anzuschauen und beispielsweise zu prüfen, ob der Fonds Leerverkäufe tätigen darf, in Derivate investiert oder Kredite aufnimmt – was das Risiko deutlich erhöht.
Von den ETFs zu unterscheiden sind die ETCs, also Exchange Traded Commodities, Hier handelt es sich – anders als bei ETFs – nicht um ein Sondervermögen, sondern um eine Sonderform der Zertifikate, genauer um befristete, besicherte Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten. Somit besteht das Emittentenrisiko, denn wenn der Emittent Konkurs anmelden muss, ist auch das Gold Teil der Insolvenzmasse. Zu berücksichtigen ist auch, dass Anteile an einem ETC nur zu einem gewissen Prozentsatz durch physisches Gold in einem Tresor der jeweiligen Verwahrstelle gedeckt sind, während der Rest nur durch Lieferansprüche auf Gold (bzw. vergleichbare Ansprüche, die den Goldpreis direkt abbilden) abgesichert ist (S.122). Aus steuerlicher Sicht fallen ETCs seit Ende Dezember 2009 unter die Abgeltungssteuer (S.123).
Neben ETFs und ETCs gibt es eine Reihe von Zertifikaten. Diese haben zwar einige Vorteile, so etwa, dass durch Quanto-Zertifikate das Währungsrisiko des Dollar abgesichert werden kann. Doch, so der Autor, sollte sich der Anleger mehrere Fragen stellen: Glaubt er an eine Finanzkrise und als wie hoch schätzt er in diesem Zusammenhang das Emittentenausfallrisiko ein? Wiegen die Vorteile das größere Risiko und die geringere Transparenz des Produktes auf? Können die Kosten etc. einfach nachvollzogen werden? (S. 160 f.)
Das Buch ist jedem Anleger zu empfehlen, ob er nun bereits in Gold investiert ist oder nicht. Es enthält eine Fülle von nützlichen Informationen und kritischen Hinweisen, die jeder Goldanleger beachten sollte.