Dieses Buch ist überwiegend empfehlenswert für Leser, die sich bislang weniger mit Geldanlage-Themen befasst haben. Dennoch kann es vielleicht auch für erfahrenere Anleger nützlich sein, denn auch diese sollten von Zeit zu Zeit die – oftmals nicht mehr hinterfragten – Anlagegrundsätze, denen sie folgen, kritisch auf den Prüfstand stellen.
Die These der Autoren: Man sollte vor allem fünf Grundentschei-dungen treffen, die später dann maßgeblich den Anlageerfolg bestimmen:
1. Will ich in eigener Regie anlegen oder vertraue ich eher dem Rat eines Experten?
2. Wie teile ich das Anlagevermögen in Aktien, Anleihen und Liquidität auf?
3. Mit welchen konkreten Anlageinstrumenten setze ich die unter 2.) entwickelte Strategie um?
4. Soll ich eher auf aktiv gemanagte Fonds oder auf ETFs und ähnliche passive Investments setzen?
5. Wann soll ich mein Portfolio „rebasieren“, also bestimmte Werte kaufen oder verkaufen?
Zum ersten Punkt: Viele Aktienfondsanleger stehen sich selbst im Wege – dies belegen zahlreiche Statistiken. Sie kaufen und verkaufen sehr stark prozyklisch – und damit oft genau zum falschen Zeitpunkt. „Der durchschnittliche Aktienfonds-Investor erzielte eine Rendite von dürftigen 3,2% jährlich. Der Leitindex S & P 500 brachte es dagegen auf ein Plus von 8,2%.“ (S. 24) Viele Anleger kaufen zu Höchstpreisen und verkaufen fast zu Tiefstpreisen. Kann man dem jedoch, wie die Autoren des Buches empfehlen, durch Hinzuziehung eines Finanzberaters entgehen? Da bin ich skeptisch, weil diese oft genauso handeln. Ich denke eher, der langfristig orientierte Anleger sollte sich selbst disziplinieren und einfach NICHTS machen, außer regelmäßig gute ETFs zu erwerben. Je weniger der Anleger über einen längeren Zeitraum aktiv kauft und verkauft, umso besser wird es für ihn in der Regel sein – so sehe ich das.
Zum zweiten und dritten Punkt: Die Autoren nennen die klassischen Anlageinstrumente Aktien und Renten, dazu sollte es natürlich noch ausreichend Liquidität geben. Wenig halten sie von Hedgefonds, Private Equity, Rohstoffen und anderen Alternativen, wie sie in Kapitel 7 ausführlich begründen. Aus meiner Sicht fehlen hier natürlich die Immobilien. Da es sich um ein Buch aus dem Amerikanischen handelt, werden nur REITs genannt. Mein Portfolio sieht anders aus als das von den Autoren empfohlene – hier spielen direkte und indirekte Immobilienanlagen eine wichtige Rolle und auch 10% Gold zur Absicherung gegen einen ultimativen Finanzcrash ist sicher eine gute Idee.
Zum vierten Punkt: Hier stimme ich den Autoren zu. Sie plädieren bei Aktienfonds für passive Investments, also ETFs. Diese sind nicht nur billiger, sondern im Durchschnitt ist die Performance aller gemanagten Aktienfonds logischerweise schlechter als die von ETFs, die Indizes abbilden. Wüsste man vorher, welche Fonds in Zukunft besser und welche schlechter abschneiden, dann wäre das natürlich toll. Wir kennen aber nur die Performance der Vergangenheit, die über die Zukunft wenig sagt. Ich selbst investiere einfach in ETFs auf den MSCI World und auf den MSCI Europe. Allerdings, und dieser Hinweis fehlt in dem Buch, sollten sehr vorsichtige Anleger eher auf ETFs setzen, die direkt physisch in Aktien investieren. Viele ETFs tun dies jedoch nicht, sondern bilden den Index nur über Swaps ab, womit es ein Kontrahentenrisiko gibt, das in Zeiten der Bankenkrise nicht unterschätzt werden sollte.
Zum fünften Punkt: Anleger, so die Autoren, sollten immer wieder überprüfen, ob die ursprüngliche Allokation durch die unterschiedliche Wertentwicklung überhaupt noch eingehalten wird. Wenn dem nicht so ist, sollten sie die prozentuale Verteilung durch eine Rebasierung wiederherstellen. Positiver Nebeneffekt: Diese Rebasierung führt automatisch dazu, „dass wir uns günstig eindecken und zu höheren Preisen verkaufen, ohne dass unsere Emotionen im Wege stehen“ (S. 84).
Fazit: Das schmale Bändchen regt an zum Nachdenken – nicht nur für unerfahrene Anleger. Der erfahrene Anleger wird jedoch nichts für ihn grundsätzlich Neues darin finden, sondern eher Anregungen, seine Anlagegrundsätze immer wieder zu prüfen und neu zu durchdenken.