„Präsentationen sind heute das Tool der Wahl, wenn es um geschäftliche Kommunikation geht“, so die renommierte Kommunikationsexpertin Nancy Duarte. „Die Qualität von Präsentationen ist mit ausschlaggebend dafür, ob Firmen gegründet, Produkte herausgebracht oder Klimasysteme gerettet werden. Umgekehrt kann ineffektive Kommunikation Ideen, Mühen, ja sogar Karrieren zu Fall bringen. Von den Millionen Präsentationen, die Tag für Tag gehalten werden, ist nur ein verschwindend geringer Prozentsatz gut.“ (S.14 f.)
Bevor es Powerpoint-Präsentationen gab, hatten manche weniger talentierte Vortragende die Angewohnheit, Redemanuskripte mehr oder minder vorzulesen. Heute werden dagegen nicht selten die Texte von Powerpoint-Präsentationen mehr oder minder abgelesen. Für die Teilnehmer ist das sehr ermüdend, denn die Sache läuft so ab: Da wird eine Folie an die Wand gebeamt, die Teilnehmer erfassen meist in wenigen Sekunden den Inhalt und lesen den Text, um ihn dann noch ein zweites Mal vom Referenten vorgelesen zu bekommen. 84 Prozent aller Präsentationen werden denn auch laut Umfragen als einschläfernd empfunden – kein Wunder.
Schon der Beginn eines Vortrages ist nicht selten ermüdend. Statt – wie bei einem guten Krimi oder einem guten Zeitungsartikel – direkt in das Thema einzusteigen und sich einen spannenden Anfang zu überlegen, halten es viele Vortragende für unverzichtbar, sich zunächst einmal ausführlich und höflich beim Veranstalter für die Ehre zu bedanken, „hier sprechen zu dürfen“, dem Vorredner oder dem Moderator ganz, ganz herzlichen Dank für die nette Begrüßung auszusprechen, um sodann eine eingehende Vortragsgliederung an die Wand zu projizieren, die an das Inhaltsverzeichnis einer Diplomarbeiten erinnert und die den Sinn haben soll, dem Publikum anzukündigen, worüber der Redner in der nächsten halben Stunde alles reden will (machen Sie das auch bei Ihren persönlichen Gesprächen so?), um damit garantiert jede Überraschung auszuschließen und jeden Spannungsbogen zu vermeiden.
Sind damit dann die ersten fünf bis zehn Minuten verbracht, verschwendet er die nächsten kostbaren zehn Minuten seiner Rede damit, in seiner „Einleitung“ noch einmal ganz viele Tatsachen zu wiederholen, die garantiert 95 Prozent der Zuhörer schon vorher bekannt waren. Sieht so ein fesselnder Einstieg in einen Vortrag aus?
Einer, der es ganz anders macht, ist Steve Jobs. In dem Buch von Carmine Gallo geht es um weit mehr als nur um gute Vorträge. Es geht generell darum, wie wir unsere kommunikativen Fähigkeiten verbessern, und dabei von Steve Jobs lernen können.
Ob es sich nun um Präsentationen, um schriftliche Verlautbarungen wie etwa Pressemitteilungen handelt oder auch um Gespräche mit Journalisten: Allzu häufig wird viel zu wenig Gedankenarbeit darauf verwendet, die richtigen Kernbotschaften zu formulieren – und dann interessant zu vermitteln.
Carmine Gallo hat herausgefunden, dass dies eines der entscheidenden Erfolgsgeheimnisse in der Kommunikation von Steve Jobs war. Jobs überlegte sich bereits vor der Vorstellung eines neuen Produktes, was eine geeignete Schlagzeile für die Medien sein könnte – und wiederholte diese dann in jedem Interview, in jeder Präsentation und natürlich in der Pressemitteilung. In vielen Fällen übernahmen die Medien dann später die Botschaft wortwörtlich (S. 83 ff.).
Als Steve Jobs im Januar 2008 das neue Produkt McBook Air vorstellte, erklärte er in der Präsentation: „Was ist das MacBook Air? In einem Satz gesagt ist es das dünnste Notebook der Welt.“ Unmittelbar nach der Präsentation gab Jobs dem Fernsehsender CNBC ein Interview, in dem er zweimal wörtlich wiederholte: „Das ist das McBook Air. Es ist das dünnste Notebook der Welt“, und: „Wir haben beschlossen, das dünnste Notebook der Welt zu bauen.“ Und wie lautete die Überschrift der Presseerklärung von Apple? „Apple stellt das MacBook Air vor. Das dünnste Notebook der Welt.“ In der Presseerklärung fand sich als wörtliches Zitate von Steve Jobs – damit die Medien es zitieren konnten: „Wir haben das dünnste Notebook der Welt gebaut.“ (S.86).
Bei der Vorstellung des iPhone benutzte Jobs allein fünfmal wörtlich die Formulierung, dass Apple „das Telefon neu erfindet“. In zahlreichen Medienberichten wurde dann genau diese Formulierung aufgegriffen. „Jobs wartet nicht darauf, dass sich die Medienvertreter eine Schlagzeile einfallen lassen. Er schreibt sie lieber selbst und wiederholt sie mehrfach in seiner Präsentation. Noch bevor er die Einzelheiten zu dem jeweiligen Produkt erklärt, liefert Jobs die Schlagzeile.“ (S.87 f.)
Das Buch enthält zahlreiche wertvolle Praxis-Ratschläge, die Sie bei Präsentationen sofort umsetzen können – und sollten, zum Beispiel:
– „Stellen Sie sich die Frage: ‚Was geht meinen Zuhörer meine Idee, meine Information, mein Produkt oder meine Dienstleistung an?’“ (S. 63) Das klingt banal, aber ich weiß aus leidvoller Erfahrung, wie viele Referenten sich das nicht gründlich genug überlegt haben und deshalb am Publikum vorbeireden, indem sie beispielsweise die ersten 10 Minuten darauf verwenden, langweilige Dinge zu erzählen, die ohnehin jeder im Raum schon weiß.
– „Wortreiche Folien lenken vom Erleben ab. Einfache Folien belassen die Aufmerksamkeit dort, wie sie hingehört, bei Ihnen, dem Redner.“ (S.160).
– Verwenden Sie, so wie Jobs, Wörter, die Sie auch beim alltäglichen Plausch verwenden. „Für Ihre Präsentationen oder Werbeveranstaltungen verändern die meisten Vortragenden gezielt ihre Sprache. Jobs dagegen spricht auf der Bühne genauso wie hinter den Kulissen.“ (S. 198)
Allein, wenn Sie diese drei Tipps konsequent befolgen, hat Ihr Vortrag schon sehr viel gewonnen. Jeder, der vor anderen präsentiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen! Sie werden danach noch einmal ganz neu beginnen, über Ihre Vortragstechnik nachzudenken. Auch wenn Sie kein zweiter Steve Jobs werden, dann profitieren Sie aber auf jeden Fall von den wertvollen Anregungen dieses gut verständlich geschriebenen Buches. R.Z.