Der Fluch der amerikanischen Monopole: Tim Wus packende Mediengeschichte „Der Master Switch“, beschreibt den Niedergang der alten und den Aufstieg der neuen Medien. Der Autor ist der Überzeugung, dass viele Unternehmen länger am Markt hätten bestehen können, wenn sie nicht so engstirnig gehandelt und andere Innovationen für sich und ihre Produkte genutzt hätten, anstatt mit allen Mitteln gegen diese neuen Ideen anzukämpfen.
Der Autor beschreibt in 21 Kapiteln die stetige Entwicklung der Technik im Kommunikationsbereich. Er betrachtet die Erfindungen und die dadurch entstandene Gegenwehr recht kritisch und teilweise sogar zynisch.
Hierbei lässt er keine Möglichkeit aus, über die großen Fehler der Unternehmen seit dem frühen 19. Jahrhundert zu berichten. So analysiert er zum Beispiel die Geschäftsstrategie und Entwicklung der Bell Telephone Company, die das langlebigste Kartell in der Informationsindustrie des 20. Jahrhunderts darstellte. Ihre Netze erstreckten sich über fast den gesamten amerikanischen Raum und hatten so eine Monopolstellung. Alle Innovationen von Mitbewerbern wurden von der Presse oder vom Unternehmen selbst niedergeschlagen. Tim Wu führt en Detail vor, wie die Bell Telephone Company ihre Machtposition schamlos ausnutzte, um den ersten Rang nicht zu verlieren. Tauchten neue Ideen der Konkurrenten auf, so kaufte Graham Bell diese und ließ die Entwicklung einfrieren. Dies ging einige Jahre gut, doch dann bekam Bell die Quittung für sein Handeln. Das Unternehmen schrieb immer schlechtere Zahlen und die fehlende Bereitschaft für Innovation brach ihm letztendlich das Genick.
Der US-Handelsminister Herbert Hoover sagte 1922 auf der ersten nationalen Radiokonferenz, dass es unvorstellbar sei, eine so großartige Erfindung wie das Radio für Dienstleistungen, Nachrichten, Unterhaltung, Bildung und essenzielle wirtschaftliche Zwecke in Werbeplaudereien untergehen zu lassen. Doch es kam anders als Hoover voraussagte. Noch während er seine Meinung propagierte, waren schon andere Kreise mit einer modernen Vorstellung für das Radio beschäftigt. Es kam die Werbung und mit ihr Millionen neuer Ideen, um das Radio und schließlich das Fernsehen noch breiter zugänglich zu machen. Hoover hatte mit seiner Vermutung danebengelegen. Nun musste auch er eingestehen, dass es besser gewesen wäre, von Beginn an in die Zukunft zu investieren, das heißt neue Wege zu gehen, um dem Kunden das bestmögliche Produkt bieten zu können. Durch die späte Einsicht und den Vorsprung der Konkurrenz, kostete dies nun aber erheblich mehr.
Ein Gegenbeispiel zu den genannten Fehlverhalten zeigt der Autor mit Google: Dass Google so groß werden konnte, hatte viele Gründe, so Wu. Bei einem jedoch ist er sich sicher – die Offenheit für die Zukunft. Die Suchmaschine hat sich kontinuierlich den Bedürfnissen der User angepasst. So führte Google 2006 die personalisierte Suche ein. Seit dem speichert Google alle Suchanfragen der vergangenen 180 Tage und nutzt diese um dem User bei nachfolgenden Suchanfragen weitere relevante Ergebnisse zu bieten. Der User hat nicht das Gefühl von Google etwas verkauft zu bekommen, sondern sieht die Plattform als Hilfe, die ihm kostenlos Informationen zur Verfügung stellt.
Fazit:
Wu spricht die Probleme der Vergangenheit an und erklärt, wie viele Unternehmen hätten überleben können. Das Buch ist recht umfangreich und enthält viele sehr detailliert beschriebene Informationen. Der Autor erläutert die einzelnen Stadien des Niedergangs von großen Unternehmen und erklärt, wie heutige Unternehmen aus den Fehlern ihrer Vorgänger lernen können. Etwas irritierend ist, dass Wu manche Fakten wiederholt und in verschiedenen Kapiteln anbringt. Der Vorteil dieser Schreib-Technik ist aber, dass die Leser auch einzelne, für sie interessante Kapitel lesen können, ohne wichtige Informationen zu verpassen. Man merkt, dass der Autor ein echter Visionär und Querdenker ist. Er zeigt niemals nur eine Möglichkeit, sondern zeigt Alternativen auf und beschreibt diese ebenfalls sehr genau. TA