Dieses Buch ist als Dissertation an der Rupprecht-Karls-Universität Heidelberg entstanden. Es enthält umfangreiche empirische Analysen zur Entwicklung des Reichtums in Deutschland. Beschrieben werden die Verteilung von Einkommen und Vermögen, die Soziodemographie und die Lebenslagen der Reichen sowie Lebensstile und Milieus der Reichen.
Mit „den Reichen“ sind dabei jedoch keineswegs nur die Vermögensmillionäre und schon gar nicht die Ultra High Net Worth Individuals gemeint, sondern diejenigen, die beispielsweise über ein doppelt oder dreifach so hohes Nettoeinkommen verfügen wie die Mehrheit der Bevölkerung.
Ich möchte hier nur einen Aspekt herausgreifen, den ich besonders interessant fand: Die Verfasserin ist auch der Frage nachgegangen, worüber sich Menschen Sorgen machen. Verglichen wurde dabei die Gesamtbevölkerung mit Reichen, also mit Menschen, die mindestens das Doppelte und Dreifache des Durchschnittsbürgers verdienen. Die Befragung wurde im Jahre 2005 durchgeführt.
Die Ergebnisse: 24,5 Prozent der Gesamtbevölkerung, aber nur 6,4 Prozent der Reichen machten sich „große Sorgen“ über ihre eigene wirtschaftliche Lage. Und 54,3 Prozent der Reichen machten sich darüber keinerlei Sorgen, aber nur 26,7 Prozent der Gesamtbevölkerung gab an, sich über die eigene wirtschaftliche Lage keine Sorgen zu machen.
Über die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes machten sich in der Gesamtbevölkerung 22,7 Prozent der Menschen große Sorgen, aber nur 4,8 Prozent der Reichen. Dagegen sagten 59,7 Prozent der Reichen (aber nur 39,4 Prozent der Gesamtbevölkerung), dass sie sich über die Arbeitsplatzsicherheit keine Sorgen machten.
Aber auch bei Themen, die nicht unmittelbar etwas mit dem Beruf oder den Finanzen zu tun hatten, waren die Reichen sehr viel sorgenfreier als der Bevölkerungsdurchschnitt. 22,8 Prozent der Gesamtbevölkerung machte sich „große Sorgen“ um die eigene Gesundheit, aber nur 10,2 Prozent der Reichen.
Und mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung (51,2 Prozent) machte sich „große Sorgen“ um die Kriminalitätsentwicklung, aber nur 35,5 Prozent der Reichen. 41,3 Prozent der Gesamtbevölkerung machten sich „große Sorgen“ um die Zuwanderung, aber nur 24,2 Prozent der Reichen. Und während in der Gesamtbevölkerung 60,1 Prozent der Menschen optimistisch in die Zukunft schauten, waren es bei den Reichen 76,4 Prozent (S. 242 f.)
Das Sprichwort „lieber arm und gesund als reich und krank“ kennt sicher jeder. Offenbar ist das jedoch eine trügerische Alternative: Die Verfasserin der Dissertation kam jedenfalls zu dem eindeutigen Ergebnis: „Der Vergleich mit dem Gesundheitszustand in der Gesamtbevölkerung lässt sich prägnant zusammenfassen: Bei steigendem Reichtum wächst der Anteil der Personen mit gutem Gesundheitszustand. Dieses Ergebnis gilt gleichermaßen für West-, Ost-, wie auch für Gesamtdeutschland.“ (S. 206) Die Ergebnisse der Befragungen zeigten eindeutig, dass die Reichen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung „nicht nur einen besseren Gesundheitszustand (haben), sondern sie sind auch zufriedener damit.“ (S. 210).
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem insgesamt sehr lesenswerten Buch, das einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Reichtumsforschung darstellt. R.Z.