Dies ist eines der besten Bücher zum Thema „Investment“, das ich in den vergangenen Jahren gelesen habe. Es ist ursprünglich als Dissertationsschrift entstanden. Insbesondere ist es wertvoll für jeden, der sich mit der Aktienanlage befasst. Obwohl das Buch noch sehr viel mehr Themen umfasst, möchte ich mich in dieser Besprechung nachfolgend auf das zentrale Thema der Aktieninvestments konzentrieren.
Es gibt bekanntlich drei Wege in Aktien zu investieren: Direkt einzelne Aktien kaufen, in Fonds investieren, die aktiv gemanagt werden in sogenannte „passive“ Fonds (meistens ETFs) investieren, die einen Aktienindex nachbilden. Der Autor begründet, warum er den dritten Weg für den besten hält.
Wenn man direkt in einzelne Aktien investiert, dann hat das nur einen Sinn, wenn man glaubt, dass man besser als der Markt ist, der durch einen Aktienindex abgebildet wird. Zahlreiche Untersuchungen belegen jedoch, dass dies Privatanlegern nur selten gelingt (S. 46.ff.).
95 Prozent der Akteure am Aktienmarkt sind institutionelle Trader, also Menschen, die sich von Berufs wegen den ganzen Tag mit nichts anderem als mit Aktien befassen. Wenn Privatanleger eine Aktie kaufen oder verkaufen, dann steht ihnen also fast immer auf der anderen Seite ein Profi gegenüber. Die meisten privaten Anleger haben jedoch ein überdurchschnittliches Zutrauen in ihre eigenen Fähigkeiten, so dass sie der Meinung sind, sie könnten die Profis schlagen. Untersuchungen belegen, dass Privatanleger ihre Kompetenz meist ganz erheblich überschätzen. Kommer zitiert eine Studie unter deutschen Privatanlegern, die zeigt, dass sich 70 Prozent für „überdurchschnittliche Anleger“ hielten, tatsächlich erzielten sie jedoch eine Rendite, die nur etwa ein Viertel des DAX-Zuwachses betrug.
Die Alternative zum Erwerb von Einzelaktien ist der Kauf eines Aktienfonds. Hier muss zwischen zwei Fondskategorien unterschieden werden, den aktiv gemanagten Fonds sowie denen, die einen passiven Ansatz verfolgen. Bei aktiv gemanagten Fonds ist ein Fondsmanager für die Auswahl der Aktien verantwortlich. Sein Anspruch ist es, mit seiner Auswahl besser abzuschneiden als der Markt. Bei passiven ETFs (Exchange Traded Fonds) wird dagegen ein Aktienindex nachgebildet, z.B. der DAX oder der Dow Jones-Index. Diese Fonds sind deshalb naturgemäß niemals besser und niemals schlechter als der Markt.
Es erschließt sich schon logisch, dass die Gesamtheit der aktiv gemanagten Fonds stets schlechter abschneiden muss, als der Markt. Denn das gesamte Fondsuniversum bildet ja den Markt ab, so dass sich die Unterschiede in der Performance der einzelnen Fonds im Durchschnitt ausgleichen. Was bleibt, sind jedoch die Kosten, die bei aktiv gemanagten Fonds deutlich höher sind als bei denjenigen, die nur den Index abbilden. Gerade über einen längeren Zeitablauf, so zeigt Kommer, wirken sich auch Kosten, die nur um 2 Prozent höher sind, ganz erheblich auf den Endwert der Anlage aus.
Kommer zitiert zudem eine Fülle von Studien, die belegen, dass die Mehrzahl der aktiv gemanagten Fonds schlechter abschneidet als der jeweilige Index. Das übereinstimmende Ergebnis der Studien ist, „dass nach Berücksichtigung von Kosten und Risiko der durchschnittliche Aktienfonds über den jeweiligen Gesamtzeitraum betrachtet seine Benchmark underperformt, also das Ziel nicht erreicht, das ein aktiv gemanagter Fonds definitionsgemäß haben muss, nämlich seinen Vergleichsindex (‚den Markt‘) zu schlagen.“ (S. 21)
Verfechter von aktiv gemanagten Fonds argumentieren, es sei jedoch im Grunde gleichgültig, ob die Mehrzahl dieser Fonds besser als der Markt sei oder nicht. Es komme eben nur darauf an, den richtigen Fonds zu finden. Wenn man die Fonds, die in Zukunft besser abschneiden als der Markt, einfach von denen unterscheiden könnten, die schlechter abschneiden, dann müsste es einen in der Tat nicht scheren, ob die Mehrheit der aktiv gemanagten Fonds schlechter abschneidet. Hauptsache, der Fonds, den man selbst auswählt, ist besser als die anderen.
Die Wertwicklung, die ein Fonds in der Vergangenheit erzielt hat, gibt jedenfalls keinen Hinweis darauf, wie er in Zukunft abschneiden wird. Alle Auswahlsysteme, die auf der Wertentwicklung eines Fonds in der Vergangenheit beruhen, basieren letztlich auf dieser Prämisse. Und genau diese Prämisse ist leider nachweislich falsch. Eine Untersuchung analysierte beispielsweise, wie sich das oberste Viertel der Fonds in einem Jahr in den Folgejahren entwickelte. Bereits im dritten Jahr betrug der Anteil an allen Fonds, die sich ununterbrochen (also im ersten, zweiten und dritten Jahr) in obersten Viertel der Hitliste behaupten konnten, nur noch 1,85 Prozent und keinem einzigen Fonds gelang es, sich über fünf Jahre unter den besten 25 Prozent zu behaupten (S. 25). Lediglich für die schlechtesten Fonds kann man eine gewisse Konstanz beobachten, was aber vor allem daran liegt, dass die Kosten dieser Fonds so hoch sind, dass damit systematisch die Performance verhagelt wird (S. 30).
Im Vergleich zum Rest des Buches ist die Auseinandersetzung des Autors mit dem Thema Rating leider eher oberflächlich. Der Autor nimmt die einzelnen Ratingsysteme mit ihren unterschiedlichen Ansätzen nicht differenziert unter die Lupe, sondern meint allzu pauschal, dass auch die Ratings keine Aussage darüber treffen könnten, welche Fonds künftig besser abschneiden als andere.
Eine Alternative zu aktiv gemanagten Fonds sind passive Fonds, auch Indexfonds genannt. Sogenannte ETFs, die einen solchen passiven Ansatz verfolgen, haben in den vergangenen Jahren erheblich an Beliebtheit gewonnen – bei institutionellen Investoren allerdings in höherem Maße als bei privaten Anlegern. Das entscheidende Argument der Anhänger dieser Fonds, zu denen auch Kommer gehört, lautet: Wenn die meisten aktiv gemanagten Fonds den Index sowieso nicht schlagen und es auch schwer oder unmöglich ist, herauszufinden, welche Fonds künftig besser abschneiden werden als der Index, dann ist es besser, gleich einen passiven ETF-Fonds zu kaufen. Zumal, dies ist ein weiteres Argument, die Kosten bei diesen Fonds deutlich niedriger sind als bei aktiv gemanagten Fonds.
Der Autor empfiehlt Anlegern einen regelmäßigen Sparplan in ETFs und rät davon ab, Market Timing zu versuchen, das sich meist negativ auswirkt, zumal wenn Anleger verstärkt dann kaufen, wenn Aktien teuer sind. Das ist übrigens der Grund, warum die meisten Anleger mit den Fonds viel geringere Renditen erwirtschaften als die die in den Fondsberichten ausgewiesene Rendite des Fonds. So zeigten Wissenschaftler für die Jahre 1991 bis 2004, als die Marktrendite in den USA 12,2 Prozent jährlich betrug, dass die Fondsrenditen bei 7125 Fonds nur 7,7 Prozent betrug (das lag vor allem an den hohen Fondskosten, die über die Zeit stark zu Buche schlugen), aber die Anlegerrendite mit 6,1 Prozent noch einmal niedriger war (S. 43).
Der Autor empfiehlt eine Anlagestrategie, die sich – je nach Risikofreude des Anlegers – vor allem auf eine Mischung aus Staatsanleihen höchster Bonität mit einer Restlaufzeit von weniger als vier Jahren und weltweit investierenden Aktien-ETFs gründet. Ich halte es jedoch für wenig sinnvoll, derzeit noch in Staatsanleihen zu investieren. Der Autor geht von einer langfristigen historischen Rendite für sichere Staatsanleihen von 3,5 % aus (S. 234). Das ist jedoch ein Vergangenheitswert, der sich in absehbarer Zukunft nicht einmal annähernd wird erzielen lassen.
Während der Autor sich auch mit dem eigengenutzten Eigenheim als Bestandteil einer Anlagestrategie befasst, kommen vermietete Immobilien (z.B. Mehrfamilienhäuser) aus meiner Sicht in seinen Anlageempfehlungen zu kurz. Ein Portfolio, das aus Immobilien einerseits und einem weltweit investierenden ETF andererseits besteht, finde ich sinnvoller als eine Mischung aus Staatsanleihen und ETFs.
Trotz dieser kleinen Kritikpunkte: Insgesamt handelt es sich um eine äußerst verdienstvolle Arbeit und jeder, der sich ernsthaft mit Investments befasst, insbesondere mit Aktienfonds, sollte dieses Buch lesen. R.Z.