In der Universität Leipzig beträgt die Frauenquote bei den Professoren nunmehr 100 Prozent, so könnte man bei sehr oberflächlicher Betrachtung meinen. Denn seit 2013 gibt es dort nur noch „Professorinnen“, also auch männliche Professoren sind offiziell dort „Professorinnen“ (S. 14). Denn mit der männlichen Form „Professor“ war ja eine Diskriminierung von Frauen verbunden, während es natürlich keine Diskriminierung von Männern darstellt, wenn sich diese nun als „Professorin“ bezeichnen lassen müssen.
Sprachliche „Gleichstellung“ ist so wichtig, dass sie ruhig auch etwas kosten darf. Baden-Württemberg hat unter grüner Führung Mitte 2014 das Studentenwerk endlich umbenannt, um der skandalösen sprachlichen Ausgrenzung weiblicher Studenten endlich ein Ende zu bereiten. Seitdem heißt es „Studierendenwerk“. Die Kosten für die Umstellung gehen in die Hunderttausende. Denn jeder Briefkopf, jedes Eingangsschild muss erneuert werden, Websites müssen umgeschrieben werden und jeder einzelne „Studierendenausweis“ in Baden-Württemberg wird erneuert (S. 31).
In Deutschland gibt es inzwischen 1900 kommunale Frauen- und Gleichstellungsbüros (S. 59). Und in Nordrhein-Westfalen muss jede Kommune ab 10.000 Einwohnern eine hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte einstellen (S. 62). Was die den ganzen Tag lang tun? Das Gleichstellungsbüro Düsseldorf verbrachte seine Zeit damit, einen Sprachleitfaden zu entwickeln. Titel: „Klartext! Arbeitshilfe für geschlechtergerechtes Formulieren.“ Worte wie „Heulsuse“, „graue Maus“ oder „Mauerblümchen“ dürften nicht mehr verwendet werden, aber auch „Mannschaft“ ist tabu (es muss „Team“ heißen). (S. 33 f.)
Berlin ist besonders fortschrittlich. Im Stadtteil Friedrichshain-Kreuzberg gibt es bereits seit zehn Jahren eine Frauenquote für Straßennamen. Um der schreienden Ungerechtigkeit Herr zu werden (pardon: Frau zu werden), dass die meisten Straßen Namen von Männern tragen, hat der von den Grünen regierte Bezirk 2005 beschlossen, künftig nur noch Frauennamen für Straßen zu vergeben – solange bis die 50 Prozent erreicht sind. Ausnahmen gibt es nur in ganz seltenen Fällen, so etwa wenn es sich um verdiente linke Revolutionäre wie den SDS-Anführer Rudi Dutschke oder den ermordeten Hausbesetzer Silvio Meier handelt, für die ausnahmsweise entsprechende Straßennamen genehmigt wurden. Wenn es sich gar nicht vermeiden ließ, die Straße nach einem berühmten Mann zu benennen, dann wird auch einmal der Name seiner Ehefrau in den Straßennamen zusätzlich eingefügt, auch wenn die gar nicht berühmt war. Damit ist der Quote dann wenigstens halbwegs gerecht getan (S. 107 f.).
Eine andere unglaubliche Diskriminierung von Frauen ist darin zu sehen, dass es bislang nur Ampelmännchen, aber keine Ampelweibchen gab. Deshalb werden, und dies ist keine Satire, in Berlin die Ampeln jetzt so umgestellt, dass es auch Ampelweibchen gibt, damit Frauen sich nicht mehr diskriminiert fühlen (S. 15). Die Idee stammt von Martina Matischok-Yesilcimen, Fraktionsvorsitzende der SPD im Bezirksparlament Berlin-Mitte. Man müsse allerdings aus den Fehlern in Zwickau lernen, wo bereits 2004 weibliche Verkehrslichter eingeführt wurden. Doch diese hatten Rock und Zöpfe – aus feministischer Perspektive natürlich ein schreckliches, sexistisches und ganz bestimmt auch frauenfeindliches Klischee (S. 106).
Berlin ist überhaupt die Hauptstadt der „Gender“-Ideologie. Hier geht es jedoch längst nicht mehr „nur“ um Frauenquoten. Die Verfechter dieser Ideologie, deren Kern die absurde Aussage ist, das Geschlecht sei keine biologische Gegebenheit, sondern ein „soziales Konstrukt“ hat beispielsweise durchgesetzt, dass in der Hauptstadt überall sogenannte Unisextoiletten beschlossen und errichtet werden. Damit soll der wichtigen Gruppe von Menschen Rechnung getragen werden, die sich nicht in die „tradierten Stereotype“ von Mann oder Frau pressen lassen wollen, sondern die inter-, transsexuell oder was auch immer sind oder zu sein glauben (S. 102).
Berlin ist hier nach Meinung unserer Familienministerin Manuela Schwesig vorbildlich. In einer Antwort ihres Ministeriums auf eine Kleine Anfrage im Bundestag zur sozialen Lage von Transsexuellen, Intersexuellen und Transgender empfahl ihr Haus, Unisextoiletten an Schulen einzuführen: „Schülerinnen und Schülern sollte gestattet werden die Toilette zu nutzen, die ihrer Geschlechtsidentität entspricht. Grundsätzlich empfiehlt sich das (zusätzliche) Einrichten von Unisex- oder All-Gender-Toiletten, die allen Schülerinnen und Schülern zugänglich sind.“ (S. 104)
Um welche Gruppe handelt es sich da überhaupt? Transsexuelle Menschen haben laut „Gender“-Ideologie biologisch ein anderes Geschlecht als nach ihrem eigenen Empfinden. Intersexuelle Menschen können anatomisch nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden (S.102). Im Berliner Bezirk Tempelhof haben SPD und Grüne im Herbst 2014 gefordert, im Stadtbad Schöneberg sollten jeden Monat zwei Stunden nur für „inter- und transsexuelle“ Menschen reserviert werden. Denn nur durch „geschützte Räume“ könnten „misstrauische Blicke und abfällige Bemerkungen“ gegen diese Menschen vermieden werden (S. 102).
Auch in die Lehrpläne von Berliner Schulen hat die „Gender-Ideologie“ bereits Eingang gefunden. Laut Unterrichtsempfehlung geht es darum, eine „Akzeptanz“ (nicht zu verwechseln mit Toleranz) zu erreichen, indem die Schüler z.B. folgende „Arbeitsaufgaben“ lösen: „Stell dir vor, deine lesbische Cousine/dein schwuler Cousin kommen für ein Wochenende zu Besuch nach Berlin. Du möchtest ihnen ein spannendes Wochenende bieten und überlegst dir daher, was Menschen von Freitagabend bis Sonntagabend in Berlin machen können, wenn sie lesbisch oder schwul sind.“ (S. 84)
Diskriminierung lauert überall, so könnte man meinen. Selbst in der Straßenverkehrsordnung, wo früher von „Fußgängern“ und „Radfahrern“ die Rede war. Sprachlich wurden hier – welch ein himmelschreiender Skandal! – tatsächlich die Frauen ausgeschlossen und damit diskriminiert. Seit dem 1. April 2013 (kein Aprilscherz!) wurde jedoch dieser Misstand beseitigt und die Straßenverkehrsordnung wurde an das „Erfordernis der sprachlichen Gleichbehandlung von Mann und Frau“ angepasst. Seitdem gibt es keine Fußgänger mehr in Deutschland, sondern nur noch „Zu Fuß gehende“, keine Radfahrer mehr, sondern „Radfahrende“ (S. 30).
Wer dieses Buch liest, taucht damit in eine fremde, verwirrte und absurde Welt ein. Eine Welt, die den meisten Lesern dieser Rezension wohl weitgehend unbekannt sein dürfte. Und für die Sie sich dennoch interessieren sollten, denn die Ideologie, um die es hier geht, prägt Teile des Alltages. Zunächst in Universitäten, Behörden und Kirchen – und irgendwann auch in der Wirtschaft, wie man jetzt am ersten „Etappensieg“ der Einführung einer Frauenquote für Aufsichtsräte sieht.
Es hat sich hier eine Kaste entwickelt, die gänzlich unproduktiv ist, nichts zur Wertschöpfung unserer Wirtschaft beiträgt, sondern – ausschließlich finanziert aus Steuergeldern – von morgens bis abends damit beschäftigt ist, überall vermeintlich „frauenfeindliche“ oder „sexistische“ Diskriminierungen aufzudecken und anzuprangern, ihre unwissenden Mitmenschen zu belehren und umzuerziehen, ihnen die Zeit zu stehlen und auf die Nerven zu gehen. Dass die Autorin dennoch ihren Humor nicht verloren hat, spricht für sie und unterscheidet sie auch wohltuend von vielen derjenigen, über die sie schreibt. R.Z.