Kreativität wird oft – fälschlicherweise – allein mit Künstlern, Musikern, Graphikern oder Personen aus der Werbebranche in Verbindung gebracht. Dabei ist Kreativität auch für Unternehmer, Produktentwickler, Projektentwickler, PR-Fachleute und viele andere eine der wichtigsten Voraussetzungen für den beruflichen Erfolg. Ich empfehle dieses Buch daher uneingeschränkt vor allem jedem Unternehmer und Manager!
Das Buch ist von den Gründern des Unternehmens Ideo verfasst, das 1991 in Palo Alto (Silicon Valley) gegründet wurde. Hier wurde beispielsweise die erste Apple-Maus entwickelt. Einer der Autoren ist zugleich Leiter des Hasso Plattner Institute of Design („d.school“), die in Stanford zu einem Dreh- und Angelpunkt für Innovationen geworden ist.
Immer wieder wird in dem Buch die Bedeutung der Experimentierfreudigkeit genannt, deren Feind ein 100%-Perfektionismus ist. Der Schlüssel zum Erfolg liege darin, „schnell und unsauber“ zu arbeiten – eine ganze Reihe von Ideen zu evaluieren, ohne allzu viel Zeit in nur eine zu investieren
Was sind die mentalen Voraussetzungen, um Kreativität zu fördern? Ich habe die wichtigsten Erkenntnisse, die ich aus dem Buch gewonnen habe, zusammengefasst:
- Die erste und wichtigste Voraussetzung ist, das eigene Selbstbild zu korrigieren. Wer von sich selbst sagt, er sei nicht kreativ, hat auch keine Chance, es zu werden. Kreativität braucht keine seltenen Fertigkeiten und Talente. Sie hängt davon ab, was man sich mit dem Talent, das man hat, zutraut. Sagen Sie also niemals wieder über sich selbst, Sie seien nicht kreativ.
- Zweifel an der eigenen Kreativität können zerstreut werden, wenn man sich zunächst nicht zu viel vornimmt und durch die Erfolgserlebnisse bei kleineren kreativen Aufgaben Selbstsicherheit gewinnt.
- Haben Sie Mut, zu experimentieren und Mut zu „scheitern“. Ein Mythos, dem viele aufsitzen, besagt, dass kreative Genies nur selten scheitern. Die Wissenschaft hat gezeigt, dass das Gegenteil richtig ist. Wenn Sie mehr Erfolg haben wollen, müssen Sie bereit sein, mehr Fehlversuche in Kauf zu nehmen und häufiger daneben zu liegen.
- Legen Sie die ursprünglichen Ideen, die Ihnen spontan zur Lösung eines Problems in den Kopf kommen, erst einmal beiseite und graben Sie tiefer, suchen Sie nach Alternativen. Zweifeln Sie an dem, was Sie zu wissen glauben. Mark Twain hat einmal gesagt: „Nicht das, was man nicht weiß, bringt einen in Schwierigkeiten, sondern das, was man mit Sicherheit weiß und was dann doch nicht so ist.“
- Umgekehrt gilt auch: Fällen Sie nicht vorschnell Urteile über Lösungen, die Ihnen spontan nicht einleuchten. Zu den Geheimnissen der Experimentierkultur gehört, dass man einer Idee lange genug Zeit gibt, sich zu entwickeln, bevor man ein Urteil über sie fällt.
- Halten Sie ständig nach neuen Informationsquellen Ausschau, um Ihr Denken lebendig zu halten. Sammeln Sie neue Eindrücke und begeben Sie sich in fremde Umgebungen, das regt Ihre Kreativität an.
- Entspannung und Bewegung befördern erwiesenermaßen die Kreativität. Untersuchungen über die Vernetzungen des Gehirns haben ergeben, dass unser Bewusstsein ungewöhnliche Verbindungen zwischen Ideen, Erinnerungen und Erfahrungen herstellt, wenn wir uns ausruhen und nicht auf eine bestimmte Aufgabe oder ein bestimmtes Projekt konzentriert sind. Deshalb kommen uns gute Ideen oft unter der Dusche oder bei einem Spaziergang.
- Halten Sie stets einen Notizblock für „Ideen“ bereit, damit diese sich nicht verflüchtigen, was schnell passiert, wenn man sie nicht sofort aufschreibt.
- Wenn Sie mit Menschen sprechen oder Situationen beobachten, fragen Sie immer wieder „warum?“ und nochmals „warum?“. Ein Praxistipp: Stellen Sie auf die ersten fünf Antworten, die Ihnen jemand gibt, immer neue „warum?“-Fragen.
- Suchen Sie in Ihrem Alltagsleben stets nach Dingen, die nicht funktionieren und die Sie nerven. In vielen Alltagsproblemen stecken Chancen für Geschäftsideen.
- Beginnen Sie rasch, sofort. Vergeuden Sie keine lange Zeit mit Planungen. Schnell und unperfekt zu starten ist immer besser als perfekt zu zögern. Alles Zuviel an Planung, alles Zögern und Reden sind Zeichen der Angst und des Gefühls, noch nicht richtig vorbereitet zu sein. Und hören Sie auf mit Formulierungen wie „ich werde es versuchen“. In dieser Formulierung liegt schon die subtile Entschuldigung dafür, dass man die Sache nur halbherzig angeht.
- Setzen Sie sich selbst unter Zeitdruck. Setzen Sie sich Zwischenfristen. Viele Erfindungen im Silicon Valley sind unter Zeitdruck entstanden – und sehr viel schneller als in etablierten Firmen und Institutionen. R.Z.