Um es vorweg zu sagen: Nicht alle Beiträge in diesem Band fand ich interessant. Aber zwei möchte ich hervorheben: „Unternehmer als Cultural Entrepreneurs“ von dem Ökonomen Birger P. Priddat und „Das riskante Unternehmer-Netzwerk“ von Alexander Brink, Professor für Wirtschafts- und Unternehmensethik.
„Unternehmer sind atypische Entscheider, also eine Minderheit… Der innovative Unternehmer – der ja notorisch als Investor auftritt – zeichnet sich dann zusätzlich dadurch aus, dass er in unsicheren Situationen wagt, Neues in die Welt zu setzen, das heißt in Ungewissheit zu operieren. Das macht ihn außergewöhnlich, das heißt zu einem Nonkonformisten.“ (S. 115) Dieser Nonkonformismus sei charakteristisch für Unternehmer, er bedeute, „nicht so zu handeln, wie andere glauben, wie man handeln sollte“. Von außen betrachtet wirke der Unternehmer deshalb sogar „manchmal leicht verrückt“. Aber dies sei ein „Verrückt-Sein aus der Sphäre des Konformen heraus.“ (S. 122)
Ich finde, das ist eine seltene, aber sehr treffende Formulierung: Der Unternehmer als Nonkonformist. Wer Schumpeters Klassiker „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ gelesen hat, wird diesen Gedanken schon bei ihm finden.
Unternehmer, so Priddat, sind keine Realisten, sondern „pragmatisch veranlagte Idealisten“ (S. 118). Sie ignorieren die Möglichkeit des Misserfolges, „denn wenn sie davon ausgehen wollten, dass das, was sie erwarten, nicht eintritt, könnten sie ihre unternehmerische Energie nicht fokussieren“ (S. 116). „Würden sie die Option, dass das, was sie wollen, nicht gelingen könne, ständig mit reflektieren, würden sie die Energien zur Realisation ihrer Vorstellungen kaum aufbringen können.“ (S. 121)
Da ist etwas Wahres dran – wenngleich die Formulierung überspitzt ist und nicht für jeden Unternehmer in dieser Form zutrifft. Aber diese Ignoranz habe ich in der Tat bei vielen Unternehmern beobachtet, und sie kann sowohl Ursache des Erfolges wie auch des Scheiterns sein.
Unternehmertum wird meist mit dem Begriff „Risiko“ in Zusammenhang gebracht. Der Unternehmer gilt als „Risikoträger“, und angesichts der Tatsache, dass die meisten Menschen, die sich selbstständig machen, damit scheitern, ist diese Charakterisierung verständlich. Interessant ist aber unter diesem Aspekt der Beitrag von Alexander Brink, der argumentiert, dass das Risiko des Aktionärs und auch des Managers systematisch überschätzt und das Risiko des Mitarbeiters systematisch unterschätzt werde (S. 131). Vergleiche man etwa den Aktionär mit dem Mitarbeiter, so könne der Aktionär sein Risiko durch Diversifikation reduzieren, der Mitarbeiter nicht. Auch hinsichtlich der Investitionsmenge gebe es erhebliche Unterschiede. Der Aktionär sei in der Regel mit kurzfristig nicht benötigtem Geld teilinvestiert. Der Mitarbeiter sei hingegen mit Zeit und Arbeit voll investiert. Und während der Aktionär mit Blick auf die Risikohöhe Gefahr laufe, einen materiellen Teilverlust zu erleiden, stehe bei dem Mitarbeiter der Arbeitsplatz auf dem Spiel. (S. 145)
Diese Überlegungen sind interessant, obgleich ich die Folgerung, die der Autor zieht, der die Legitimationsgrundlage für Residualgewinne des Unternehmers insofern in Frage stellt, als sich diese genauso plausibel für den Mitarbeiter begründen ließe (S. 145), nicht teile. R.Z.