Kein anderes Buch zum Thema „reich werden“ hat so viele Menschen beeinflusst wie der Klassiker von Napoleon Hill, „Denke nach und werde reich“. Sogar Gandhi war begeistert von diesem Buch und empfahl es immer wieder öffentlich. Napoleon Hill wurde 1883 in Virgina geboren. Er studierte Jura an der Georgetown University und arbeitete als Journalist. Robert L. Taylor, der damalige Gouverneur von Tennessee und Eigentümer der Zeitschrift „Bob Taylor’s Magazine“ wurde auf Hills Zeitungsartikel aufmerksam und beauftragte ihn, eine Reihe von Kurzbiographien berühmter Amerikaner zu verfassen. Der Stahl-Unternehmer Andrew Carnegie war der erste von ihnen. Er beauftragte Hill, die 500 erfolgreichsten Männer der Vereinigten Staaten zu interviewen und auf dieser Basis eine Methode zu entwickeln, die auch Durchschnittsmenschen zum Erfolg würden würde. Zu den Männern, die Hill auf diese Weise kennenlernte, gehörten u.a. Henry Ford, George Eastman, Thomas Alva Edison, Frank Winfield Woolworth, J.P. Morgan, Harvey Firestone und andere.
Eine seiner zentralen Thesen ist, dass Reichtum ein Ergebnis einer bestimmten Geisteshaltung sei. „Jeder, der durch eine Idee oder durch Nachdenken reich geworden ist, weiß aus eigener Erfahrung, dass sein Reichtum nicht so sehr der Lohn mühevollen Strebens war als vielmehr das Produkt einer bestimmten Geisteshaltung.“ (S. 20) Immer wieder betont Hill, dauerhafter Reichtum komme „nur als Resultat der Anwendung bestimmter Prinzipien des Denkens und Handelns zustande“ (S. 99).
Nach Hill wird nur derjenige reich, der von einem grenzenlosen Verlangen zum Reichtum getrieben wird. Damit steht er allerdings im Gegensatz zu vielen Reichen, die von sich selbst behaupten, Reichtum sei eher ein – teilweise unbeabsichtigtes oder unvermeidliches – Ergebnis als das ursprünglich treibende Motiv ihres Erfolges gewesen. Hill betont: „Nur ein an Besessenheit grenzendes Verlangen, sorgfältige Planung, die Wahl geeigneter Mittel und die eiserne Entschlossenheit, das einmal gewählte Ziel um jeden Preis zu erreichen, führen zum Erfolg.“ (S. 27) Mit der Formulierung „um jeden Preis“ meinte Hill jedoch nicht unethische oder gar illegale Methoden, die er von vornherein als legitimen Weg, Reichtum zu erreichen, ausschloss. „Ehrlichkeit und Gerechtigkeitssinn“ seien die „einzigen zuverlässigen Grundlagen von Wohlstand und Ansehen“ (S. 47 f.)
Dezidiert vertritt Hill jedoch in dem Buch die These, dass reich nur derjenige wird, der von dem unbedingten Willen dazu durchdrungen ist: „Wer sein Verlangen nach Geld nicht buchstäblich bis zur Weißglut anfacht und nicht von der Überzeugung durchdrungen ist, dass er zu Geld kommen wird, der häuft niemals ein Vermögen an!“ (S. 30).
Hill entwickelte in seinem Buch „sechs Schritte“, die man anwenden müsse, um reich zu werden.
- Das finanzielle Ziel soll genau festgelegt, also mit einer präzisen Geldsumme benannt werden.
- Es sollen die Gegenleistung, die man erbringen will sowie der genaue Zeitpunkt, an dem man sein Ziel erreicht haben will festgelegt werden.
- Es soll ein Plan erstellt und unverzüglich mit der Umsetzung begonnen werden.
- All dies soll schriftlich fixiert werden; und man soll sich diese Niederschrift morgens und abends laut vorlesen. „Fühlen, sehen und glauben Sie sich schon während des Lesens am Ziel ihrer Träume.“
Es sei, so Hill, „von ausschlaggebender Bedeutung, dass diese sechs Regeln genauestens befolgt werden“. (S. 28) Hill, der in seinen Interviews auch mit dem berühmten Erfinder Thomas A. Edison sprach, behauptete, dass dieser nach sorgfältiger Prüfung der sechs Schritte sogar erklärt habe, sie „stellten nicht nur die sicherste Methode dar, zu Geld zu kommen, sondern überhaupt jedes nur denkbare Ziel zu erreichen“ (S. 29).
Ungenaue Zielsetzung sei dagegen eine Hauptursache für Misserfolg im Leben. „Wer kein bestimmtes Ziel im Leben hat, kann sich auch keinen bestimmten Erfolg erhoffen. Ausnahmslos alle ‚Versager‘ aus der von mir untersuchten Gruppe lebten ohne festen Plan in den Tag hinein.“ (S. 123)
Das dritte Kapitel des Buches von Hill behandelt „Die Autosuggestion“. Hill selbst betonte: „Die in diesem Kapitel beschriebene Methode ist das Herzstück und die Quintessenz des gesamten Buches.“ (S. 69) Der Vorgang der Umwandlung eines Wunsches in dessen reale Entsprechung – etwa Reichtum – beruhe auf der konsequenten Anwendung der Autosuggestion, die Zugang zum Unterbewusstsein schaffe und es ermögliche, dessen Kraft zu nutzen. Alle übrigen in seinem Buch empfohlenen Techniken seien nichts anderes als bloße Werkzeuge, mit deren Hilfe man die Energie des Unterbewusstseins praktisch nutzen könne. „Prägen Sie sich also bitte ein“, so forderte Hill seine Leser auf, „dass der Erfolg aller hier beschriebenen Methoden – und damit die Erfüllung ihrer Wünsche – ausschließlich vom richtigen Gebrauch der Autosuggestion abhängt!“ (S.68).
Hill empfahl, gemäß der oben dargestellten „sechs Schritte“ sich zwei Mal täglich die finanziellen Ziele bildlich vorzustellen und dieses Ziel emotional aufzuladen. „Sie müssen ‚sich dabei etwas denken‘, und Sie müssen in sich ein Gefühl freudiger, zuversichtlicher Spannung erzeugen, denn das Unterbewusstsein spricht am besten auf emotional aufgeladene Gedanken an.“ (S. 62)
Die „ständige Wiederholung bestimmter Affirmationen und willentlich hervorgerufener Vorstellungen“ sei die einzige Methode, den Geisteszustand des „Glaubens“ zu schaffen und Ziele im Unterbewusstsein zu verankern (S. 42). Es sei schließlich auch eine Binsenweisheit, dass man früher oder später an alles glaube, wenn man es sich nur oft genug sage – sei es nun wahr oder nicht. Selbst derjenige, der eine Lüge immer wieder erzähle, halte diese schließlich selbst für wahr (S. 46).
„Wiederholen Sie diesen Vorgang oft genug, prägt sich die dynamische Zielvorstellung unauslöschlich in Ihrem Unterbewusstsein ein, und dieses beginnt dann von sich aus Denkgewohnheiten hervorzubringen, die sich zunehmend positiver auf Ihre Bemühungen auswirken, Ihren Wunsch zu verwirklichen.“ (S. 62)
Hill geht davon aus, dass es nicht genügt, sich bewusst ein Ziel zu setzen, da es entscheidend darauf ankomme, dieses auch in das Unterbewusstsein zu verankern. Das Unterbewusstsein verfüge über mehr Informationen als nur das Bewusstsein, und wenn es gelinge, ein Ziel dort zu verankern, dann werde es Wege und Mittel finden, wie das Ziel erreicht werden könne. Hill beschrieb diesen Vorgang so: „Der menschliche Geist zieht unaufhörlich alle Schwingungen an, die mit der ihn beherrschenden Überzeugung oder Haltung harmonieren. Ob Gedanke, Idee, Plan oder Ziel – wenn wir unbeirrbar an einem geistigen Inhalt festhalten, zieht er ganze Scharen verwandter Gedankenformen an, verbindet sich mit Ihnen und gewinnt mehr und mehr an Macht, bis er unser Denken und Fühlen völlig beherrscht.“ (S. 46) An anderer Stelle schreibt Hill: „Das Unterbewusstsein empfängt und bewahrt Sinneseindrücke, Empfindungen und Gedanken ohne Rücksicht auf deren Beschaffenheit, Inhalt oder Wahrheitsgehalt. Sie können, anders gesagt, Ihrem Unterbewusstsein alles einreden – es wird widerspruchslos alles ‚schlucken‘, was Sie ihm eingeben, und es gewissenhaft archivieren.“ (S. 201).
Am wirkungsvollsten sei es dabei, wenn man sich möglichst bildhaft vorstelle, dass die finanziellen Ziele bereits heute erreicht seien. Man könne das Unterbewusstsein sozusagen „täuschen“. „Um dieser ‚Täuschung‘ noch größere Überzeugungskraft zu verleihen, müssen Sie sich so verhalten, als sei das, was Sie Ihrem Unterbewusstsein einreden wollen, damit es Ihnen hilft, es zu verwirklichen, bereits jetzt Wirklichkeit.“ (S. 44) Hill fordert seine Leser auf, den angestrebten Geldbetrag zu visualisieren und sich dabei vorzustellen, man habe das Ziel bereits erreicht. Dadurch werde eine Spannung (ein „energetisches Gefälle“) zwischen der inneren und der äußeren Wirklichkeit erzeugt, das das Unterbewusstsein früher oder später überbrücken wollen werde (S. 64 f.).
Eine in Hills Buch häufig wiederholte These lautet: „Jeder Misserfolg trägt für den, der von sich und seinem Ziel überzeugt ist und in seinen Bemühungen nicht nachlässt, den Keim eines weit größeren Erfolgs in sich!“ (S. 31) 500 der erfolgreichsten Männer der USA hätten ihm, so Hill, erklärt, dass sich ihre größten Erfolge meist unmittelbar nach einem Fehlschlag eingestellt hätten (S. 16). Dies geschehe freilich nicht automatisch. Die Kunst, „Niederlagen in Vorstufen zum Erfolg zu verwandeln“, sei erlernbar (S. 19). Dann lasse sich jedoch jeder Nachteil in einen zumindest gleich großen Vorteil verwandeln (S.40). Die wichtigste Erkenntnis sei, „dass jede Widrigkeit den Keim eines ebenso großen Vorteils in sich trägt“ (S. 156).
Im 9. Kapitel seines Buches empfiehlt Hill die Bildung eines „Brain Trusts“ und betont auch anderer Stelle die Wichtigkeit dieser Empfehlung. Er empfiehlt also demjenigen, der reich werden will, sich mit anderen „klugen Köpfen“ zusammenzuschließen, da aus dieser Synergie eine bedeutende Kraft entstehe. Sobald sich zwei oder mehr solcher Personen zusammenschlössen, entstehe so etwas wie ein „dritter Geist“, der von da an bei der Lösung der gestellten Aufgabe mitwirke. Er verweist auf seinen Mentor, den Stahlmagnaten Andrew Carnegie hin, der eine Gruppe führender Köpfe aus etwa 50 Spezialisten um sich geschart habe, mit deren Hilfe er sein Lebensziel verfolgt habe. „Er selbst schrieb seinen unermesslichen Reichtum einzig der Macht zu, die ihm durch dieses Instrument geistiger Potenzierung jahrelang zur Verfügung gestanden hatte. Analysieren Sie den Werdegang von Millionären (oder auch nur halbwegs wohlhabenden Leuten) und Sie werden feststellen, dass jeder von ihnen – bewusst oder unbewusst – das Prinzip des Brain-Trusts angewandt hat. Kein anderes Prinzip kann größere Macht schenken.“ (S. 175) R. Z.