Robert Toru Kiyosaki wurde 1947 in Hawaii geboren. Bekannt wurde er durch sein 2000 erschienenes Buch „Rich Dad, Poor Dad“, das ein Bestseller der New York Times-Liste wurde. Dieses und weitere 17 Bücher, die er allein oder zusammen mit anderen Personen veröffentlichte, verkauften sich bis heute weltweit 26 Millionen Mal. Die wesentlichen Inhalte seiner Lehre sind gut dargestellt in diesem Buch, das er mit einem Co-Autor verfasst hat.
Kern seiner Theorie ist der „Cashflow-Quadrant“. Auf der linken Seite des Quadranten finden wir Angestellte und Selbstständige (z.B. Freiberufler), auf der rechten Seite Firmeninhaber und Investoren. Wirkliche finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit seien nur auf der rechten Seite des Cashflow-Quadranten zu finden. Zwar räumt Kiyosaki ein, es gebe auf beiden Seiten des Cashflow-
Quadranten arme und reiche Menschen (S. 26), sehr viel einfacher sei es jedoch, als Investor oder als Firmenbesitzer reich zu werden. Seine Bücher wenden sich an Personen, „die den Schritt von der linken auf die rechte Seite des Cashflow-Quadranten tun wollen“ (S. 68).
Anders als üblich, unterscheidet Kiyosaki schärfer zwischen Selbstständigen und Geschäftsinhabern. Formal seien beide zwar selbstständig, aber viele vermeintliche Unternehmer arbeiteten in Wahrheit auf der linken Seite des Cashflow-Quadranten, da ohne den Einsatz ihrer eigenen Arbeitskraft die Firma nicht funktioniere. Ob man ein „echter Geschäftsinhaber“ sei, entscheide sich danach, ob man folgende Frage bejahen könne: „Können Sie ein Jahr oder länger von Ihrem Geschäft abwesend sein und es nach Ihrer Rückkehr profitabler und besser funktionierend vorfinden als zu dem Zeitpunkt, da Sie es verlassen haben?“ (S. 69)
Um als „G“ erfolgreich zu sein, müsse man nicht selbst eine bestimmte Arbeit besonders gut ausführen können (wie dies charakteristisch für Angestellte oder auch Selbstständige sei), sondern man müsse „Systeme besitzen oder kontrollieren und über die Fähigkeit verfügen, Menschen zu führen“ (S. 47).
Viele Menschen, die sich selbstständig machten, verstünden den Unterschied nicht und gründeten schließlich einen „S“-Unternehmenstyp und verzögerten damit ihren angestrebten Wechsel auf die „rechte Hälfte des Cashflow-Quadranten“ (S. 45). Den Unterschied verdeutlicht Kiyosaki so: Ärzte, Anwälte, Immobilienmakler, Gastronomen, Klempner, Inhaber kleiner Einzelhandelsgeschäfte usw. seien zwar selbstständig, aber diese Menschen sind oft Perfektionisten und wollen alles selbst machen, weil nach ihrer Vorstellung niemand die Arbeit so gut erledigen kann wie sie selbst. „In vielerlei Hinsicht sind sie wahre Künstler, mit ihrem eigenen Stil und ihrer persönlichen Art und Weise, Dinge auszuführen… Den Angehörigen dieser Gruppe fällt es häufig schwer, andere Leute zu beschäftigen, die auf demselben Gebiet arbeiten, weil ihrer Vorstellung nach niemand der Aufgabe gewachsen ist.“ (S. 41 f.)
Den Unternehmertyp G könne man dagegen „fast als das Gegenteil der ‚S‘-Gruppe bezeichnen“. Dieser delegiere sehr gerne, sein Motto sei: „Weshalb sollte ich es selbst machen, wenn ich jemanden einstellen kann, der es für mich erledigen und besser ausführen kann?“ (S. 43) Also: „Ein ‚S‘ verfügt über einen Job. Ein ‚G‘ verfügt über ein System und stellt dann kompetentes Personal an, um das System am Laufen zu halten. Oder anders ausgedrückt: In vielen Fällen ist der ‚S‘ das System. Deshalb können ‚S‘-Unternehmer nicht von ihrem Geschäft abwesend sein.“ (S. 47)
Das Buch regt jeden Firmenbesitzer an, darüber nachzudenken, wo er steht: Bei S oder bei G? Oft, so denke ich, sind es Mischformen, und viele Unternehmer agieren irgendwo in der Zone zwischen S und G.
Der Wechsel von Feldern (also z.B. von A zu G oder von S zu G) sei etwas ganz anderes, als nur die Arbeitsstelle oder den Beruf zu wechseln, sondern gehe einher mit einer Veränderung des Wesens, der Denkweise und der Weltsicht einer Person (S. 37). Der Wechsel vom A- zum S-Feld sei der riskanteste, denn hier komme es zu den meisten Firmenpleiten, oder die Personen arbeiteten viel zu viel für das erzielte finanzielle Ergebnis (S. 81). Kiyosaki empfiehlt, den Schritt von A zu G und dann von G zu I zu gehen (S. 95).
Eine Beobachtung habe ich auch häufig gemacht: Menschen, die als Unternehmer reich geworden sind, sind oft keine guten Investoren. Insbesondere überschätzen sie ihre Fähigkeiten auf diesem Gebiet. Dies hat auch Kiyosaki beobachtet: „Mir sind viele erfolgreich auf dem ‚G‘-Feld operierende Leute begegnet, die ihre Unternehmen für Millionen verkauft haben und denen ihr neu erworbener Reichtum zu Kopf gestiegen ist. Sie neigen zu der Annahme, dass ihre Dollars Gradmesser für ihren IQ seien; also stolzieren Sie los ins ‚I‘-Feld und verlieren ihr ganzes Geld.“ (S. 93) Die Tätigkeiten des Geschäftsinhabers und des Investors unterschieden sich ganz gravierend, die Gesetze, die auf beiden Feldern herrschten, seien sehr unterschiedlich. R.Z.