„Die Absicht dieses Buches ist es, Ihnen anhand der Darstellung des Werdegangs früherer und heutiger Milliardäre eine Anleitung für adäquates Handeln auf dem Weg zum Milliardär zu bieten“, so der Autor (S. 13). Das Buch ist nicht eine bloße Aneinanderreihung der Biographien reicher Menschen, sondern der Autor versucht, „aus der großen Materialflut Ähnlichkeiten in den Verhaltensweisen und Gewohnheiten herauszufinden, die immer wieder zumindest in ähnlicher Form bei fast allen zu finden sind.“ (S. 62)
Oft werde die Strategie von sehr erfolgreichen Investoren vereinfacht dargestellt – sie kauften günstig ein und verkauften dann später teurer. So einfach sei es jedoch nicht. Man müsse mehr tun, als lediglich zu erkennen, welche Vermögenswerte unterbewertet seien. „Es bedarf zusätzlicher Schritte, um sie voll auszuschöpfen. Das könnte zum Beispiel bedeuten, Firmenaufwendungen zu kürzen, einen bekannten Markennamen effektiver zu kapitalisieren, die Miete zu steigern, das Management stärker zu motivieren, auszuwechseln oder selbst die Leitung zu übernehmen. Wenn die Gewinne dann steigen, folgt die positive Marktbewertung auf dem Fuß und ganz von selbst.“ (S. 208)
Investoren wie J. Paul Getty, Laurence Tisch oder Warren Buffett hätten meist aktive Wertschöpfungsstrategien verfolgt. Laurence Tisch beispielsweise habe zwar den Ruf gehabt, Aktien zu Schnäppchenpreisen zu kaufen. Aber er habe nie nur passiv darauf gewartet, bis der Markt wieder zu seinem Wert zurückgefunden habe. „Seine Strategie bestand darin, effektive Kontrolle über ein unterbewertetes Unternehmen zu gewinnen, es dann dazu zu zwingen, seine Kosten zu senken und Verlust bringende Geschäfte aufzugeben.“ (S. 224)
Auch Buffett habe meist eine solche Strategie verfolgt. Er kaufte nicht einfach Aktien eines Unternehmens und wartete passiv, bis diese wieder stiegen. Oft habe er Mehrheitsanteile gekauft oder sogar das ganze Unternehmen – und dann massiv Einfluss auf dieses genommen. Buffett sei insofern „eher Industriemagnat als Aktieninvestor“, auch wenn er sich ausgiebig mit der Wertpapieranalyse befasste (S. 232). Zu einseitig würden Investoren wie Buffett als kluge, langfristig investierende Aktionäre dargestellt, die zu einem günstigen Zeitpunkt einstiegen und dann nur noch auf Marktveränderungen gewartet hätten. Tatsächlich hätten sie aktive Strategien zur Wertsteigerung verfolgt.
Auch die Vorstellung, allein originelle Ideen führten zu großem Reichtum, sei falsch. Fridson bringt zahlreiche Beispiele von Erfindern, die arm geblieben sind oder doch zumindest weitaus weniger mit ihren Erfindungen verdienten als diejenigen, die in der Lage waren, solche Erfindungen gut zu vermarkten. „Die Quintessenz dieser Geschehnisse und unzähliger anderer dieser Art unterscheidet sich erheblich von dem Schluss, den Napoleon Hill daraus gezogen hat. Hill riet den Lesern seines Buches ‚Think and Grow Rich‘, Idealisten wie Thomas Alva Edison, Wilbur und Orville Wright und Guglielmo Marconi darin nachzueifern, ihre Ideen auch dann nicht aufzugeben, wenn sie von anderen für verrückt gehalten wurden. Im Licht der Erfahrungen Merritts und Rockefellers trifft Hills These, dass besonders Hartnäckigkeit notwendig ist, eher den Kern der Sache als die Unabdingbarkeit von Originalität.“ (S. 30)
Sam Walton beispielsweise habe selbst bekannt, dass er fast alle seine guten Einfälle von der Konkurrenz übernommen habe. Er war einfach besser darin als die anderen, „aus Ideen bares Geld zu machen“, so Fridson (S. 31). Auch Ross Perot oder Bill Gates hätten weniger eigene Ideen entwickelt als einen Sinn dafür, wie sich aus den von anderen entwickelten Ideen Geld machen ließe. „Kopieren ist billiger als selbst erfinden“, so Fridsons These (S. 111). „Als größtes Talent, das Gates hat, gilt seine Fähigkeit, gute Ideen in bare Münze umzuwandeln, indem er sie in kommerzielle Produkte umsetzt, mit denen er die Konkurrenz meistens aussticht.“ (S. 182).
Eine weitere These des Autors: Es sei von großem Vorteil, den Wettbewerb so weit wie möglich auszuschalten. Denn der „hinterhältigste Gleichmacher“ und zugleich die wichtigste Tugend der Marktwirtschaft seien die Mechanismen des Wettbewerbs. Diese führe zu stark sinkenden Gewinnspannen, weshalb Personen wie Rockefeller, Gates und andere danach strebten, den Wettbewerb durch Kartelle, Absprachen oder eine marktbeherrschende Stellung so weitgehend wie möglich auszuschalten (S. 17 ff.) Marktbeherrschung sei dabei nicht mit Monopol gleichzusetzen, denn die vollständige Ausschaltung der Konkurrenz sei zwar die höchstmögliche Form der Dominanz, aber kein realistisches Ziel (S. 135). Man brauche sich auch nicht illegaler Methoden wie etwa Preisabsprachen zu bedienen. Andere wirksame Methoden, um den Wettbewerb zu begrenzen, seien Markenbildung, Patentschutz, ein dominierender Marktanteil oder ständige Kostenvorteile (S. 20).
Im Gegensatz zu anderen Monopolisten sei beispielsweise Rockefeller so klug gewesen, seine Position nicht auszunutzen, um übertrieben hohe Preise von den Konsumenten zu fordern. „Die Preise hielt er absichtlich niedrig, um Markteintrittsbarrieren für potenzielle neue Wettbewerber zu schaffen.“ (S. 19) Denn eine übertriebene Preistreiberei führe nicht nur beim dominanten Produzenten zu hohen Gewinnen, sondern erleichtere es auch neuen Firmen in den Markt einzudringen, zunächst beachtliche Gewinne zu erzielen, um dann ihren Marktanteil durch eine aggressive Preispolitik auszudehnen (S. 137).
Fridson zeigt an vielen Beispielen, dass Milliardäre wie Gates, Rockefeller, Icahn und andere oft Zielscheibe massiver Anfeindungen wurden, sich davon jedoch wenig beeindrucken ließen. „Icahn zeigte sich unbeeindruckt von derartiger Kritik, und genau das war der Schlüssel zum Erfolg. Obwohl er sehr wohl ein Interesse daran hatte, sich nicht nur unbeliebt zu machen, ist ihm Kumpanei wesensfremd. ‚Wenn du einen Freund an der Wall Street suchst‘, rät er, ‚schaff dir einen Hund an.'“ (S. 121)
Self-Made-Milliardäre seien stets eigene Wege gegangen. Wer sich nach der herrschenden Meinung richte, habe schlechte Chancen, sehr reich zu werden. „Wer dasselbe tut wie alle anderen und auch noch auf dieselbe Art und Weise, scheitert an der ausgleichenden Wirkung der Konkurrenz“, so Fridson (S. 275). Menschen, die sich jederzeit an die ungeschriebenen Gesetze und den gesellschaftlichen Verhaltenskodex hielten, brächten es daher kaum zu großem Reichtum (S. 20). Und wer sich kein „dickes Fell“ gegen Kritik zulege, werde auch nicht reich werden. R.Z.